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Sonntag, 12. Juli 2009

Pferdemaler von Wierusz-Kowalski

Einer der bedeutenderen Maler des Kreises um Jozef von Brandt war sein polnischer Landsmann Alfred Jan Maksymilian von Wierusz-Kowalski. (Hinweis: Die Informationen sind ebenfalls dem schönen Buch von Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter entnommen)


Alfred von Wierusz-Kowalski - Selbstbildnis (um 1910)
Öl auf Leinwand (160 x 110 cm)

Dessen Spezialgebiet war die Darstellung von Pferden und Hunden, eingerahmt in eine kleine Geschichte. Schlittenfahrten bei Schnee, auf der Jagd oder reitende Soldaten waren seine ihn nie ermüdenden Themen.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Fahrt in der Dämmerung (um 1890)
Öl auf Leinwand (100 x 80 cm)


Wie es dazu kam, möchte der folgende Bericht schildern.

Der mit den Pferden tanzt

Wierusz-Kowalski wurde am 11. Oktober 1849 in Suwalki im russisch annektierten Teil Polens geboren. Seine wohlbehütete Kindheit verlebte er auf dem Gut seiner Eltern, von Pferden und Hunden umgeben. Hier entstand seine spätere Malleidenschaft für diese Tiere.

1865 musste der Hof verkauft werden und seine Familie zog in die kleine Industriestadt Kalisz. Nach der Gymnasialzeit besucht er seit 1868 die Zeichenklasse der Warschauer Kunstakademie. Seine Lehrer dort waren Rafael Hadziewicsz und Alexander Kaminski. Sie konnten ihm vielleicht grundlegende Kenntnisse vermitteln, die Musik in der Kunstwelt spielte aber zu dieser Zeit in anderen Ländern.

Künstlerwanderung

So zog es ihn schon im folgenden Jahren 1869 an die Akademie nach Dresden, bald darauf nach Prag an die Akademie der bildenden Künste und im Herbst 1873, zusammen mit seinem Freund, dem Maler Václav Brožík, nach München.

Václav Brožík - Waschen der Kinder (Ende 19. Jahrhundert)
Öl auf Leinwand (94 x 130,8 cm)

Dort besuchte er die Malklasse des Historienmaler Sándor (Alexander) von Wagner's

Sándor Wagner - Freitod des Titusz Dugovics (1859)

und kam, fast selbstverständlich, in Kontakt mit dem Kreis um seinen bekannten polnischen Landsmann Jozef von Brandt.

Selbstfindung

Nachdem er sich noch in Prag an der Historienmalerei versucht hatte, stellt er bald fest, dass sein Metier die Malerei in Anlehnung an von Brandt sein sollte. Aus dem Jahr 1873 sind zwei Genrebilder (Ankunft des Postwagen und Reiseunfall) bekannt, die sehr unter seinem Einfluss stehen.

Jozef von Brandt - Polnische Kavallerie


Alfred von Wierusz-Kowalski - Heitere Schlittenfahrt (um 1890)
Öl auf Leinwand (74,3 x 106 cm)


Wenn man die Messlatte hoch legt, fehlt seinen Figuren manchmal das Leben, sie atmen nicht im Vergleich zu den Bildern der großen Meister der Malerei. Ein Vergleich mit einem Gemälde Repins soll hier als Beispiel dienen.

Ilja Repin - Vsevolod Mikhailovich Garshin (1884)
Öl auf Leinwand (88,9 x 69,2 cm)

Dafür hatte er ein Händchen für geschickte Kolorierung, gekonnten Bildaufbau und der phantasievollen Darstellung kleiner, ansprechender Geschichten.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Rast der Ulanen (um 1877)
Öl auf Holz

Schwerpunkte und Konstanten

Es gab immer wieder Phasen in seinem Leben, in denen er den einen, mal den anderen thematischen Schwerpunkt setzte. Mal Bilder vom polnischen Januaraufstand 1863 gegen die Russen, den er selber erlebt hatte. Rebellierende Freischärler, welche gegen die Fremdherrschaft kämpften. Mal Jägerbilder, Schneebilder und kleinere Genreszenen.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Im Abendnebel (um 1890)
Öl auf Leinwand (73,5 x 119,5 cm)

In den 80 Jahren hatte er eine Kaukasusphase, vielleicht in Anlehnung an den von Brandt geschätzten Theodor Horschelt.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Kaukasische Aufklärung (um 1880)
Öl auf Leinwand (61 x 101 cm)

Was jedoch fast nie verschwand waren seine Pferde, die einzige Konstante seiner Bilder.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Nach der Fuchsjagd (1879)
Öl auf Leinwand (60,5 x 120,4 cm)

Sie hat er öfter dramatisch in den Vordergrund des Bildes platziert, um die Dynamik des Geschehens zu erhöhen.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Litauische Schlittenfahrt (1884)
Öl auf Leinwand (73 x 119 cm)

Fehlender Wurf

Aufgrund der Mängel seiner Arbeiten stellte sich jedoch in den 70er und Anfang der 80er noch kein wirklich großer Erfolg ein.


Alfred von Wierusz-Kowalski - Nach der Jagd (um 1880)
Öl auf Leinwand (61 x 122 cm)

Zwar wurden zwei seiner Bilder zum Pariser Salon 1880 zugelassen (Kaukasische Aufklärung und Kaukasier, die sich am Sonnenlicht wärmen), aber der große Wurf war ihm nicht vergönnt. Erst im Jahre 1883 konnte er eine Medaille 2. Klasse auf der Münchner Ausstellung gewinnen.

Das goldene Jahrzehnt

Danach blieb es lange Zeit Still um ihn, bis er in den 90er Jahren in sein goldenes Jahrzehnt eintrat. Der Zeitgeist kam ihm entgegen, da vollendet ausgemalte Bilder ihren Stellenwert langsam verloren. Mit den oft impressionistisch Zügen seiner Gemälde, vor allem in der Landschafts- und Schneedarstellung, lag er also im Trend.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Die Hirtenwiese (1892)
Öl auf Leinwand (92 x 153,7 cm)

1889 wurde ihm vom Prinzregenten Luitpold die Professur Ehrenhalber verliehen und 1892 wurde eines seiner Gemälde von der bayerischen Staatsgemäldesammlung angekauft. Medaillen in Wien und München 1892 und Goldene 1894 in Wien und 1896 in Berlin folgten. Damit stand Wierusz-Kowalski auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Ausland dagegen war sein Ruf eher bescheiden. Nur im Jahre 1910, bei seiner dritten Ausstellung im Pariser Salon, errang er eine Medaille dritter Klasse.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Rastende Treiber im Wald (um 1910)
Öl auf Leinwand (73 x 105,5 cm)

Leicht verbunden

Die Verbundenheit zu seiner Heimat war nicht so groß wie bei Jozef von Brandt, mit dem er in Gemeinschaft mit Wladyslaw Czachórski eine Gesellschaft zur Unterstützung polnischer Maler gründete.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Polnische Dorfstrasse mit Furhwerk (um 1875)
Öl auf Leinwand (103 x 76,5 cm)

Die 'Deutsch-Polnischen' Maler waren in ihrer Heimat nicht immer geschätzt. So war es zum Beispiel weder von Brandt noch Wierusz-Kowalski 1901 vergönnt, Bilder zur Eröffnung des Krakauer Künstlerhauses beizusteuern.
Ob das Wehklagen darüber groß war, ist nicht bekannt. Tatsache ist, dass er erst 1905 wieder fester an seine Heimat band, als er ein Landgut im heimischen Mikorzyn kaufte.

Kamele sind auch nicht schlecht

Zum Ende seines Künstlerlebens wehte eine Nordafrikareise im Jahre 1905 frischen Wind durch seine Gemälde.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Reitende Beduinen (um 1905)
Öl auf Leinwand (29 x 40,5 cm)

Die Eindrück dieser Reise verwertet er zu mehreren Bildern, bei denen er seine geliebten Pferde teilweise durch Kamele ersetzte. So erinnert nachfolgendes Bild stark an den großen Franzosen Jean-Léon Gérôme.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Mit dem Kriegsbefehl in Marokko (1910)
Öl auf Leinwand (81,5 x 105 cm)

Jean-Léon Gérôme - Araber durchqueren die Wüste (1870)
Öl auf Leinwand (41,2 x 56 cm)

Vorsicht vor Wölfen

Sein von den Ausmaßen wahrscheinlich größtes Gemälde malte der Künstler 1910 für das Münchener Rathaus, das überschwängliche Kritiken einheimsende, 10 Meter lange Bild Überfall von Wölfen. Dies war ein persönliches Bild, da es in Verbindung mit einem Kindheitserlebnis stand. In jungen Jahren erlebte der Maler gefahrvolle Augenblicke während eines winterlichen Ausflugs. Der Schlitten seiner Familie wurde von einem Rudel hungriger Wölfe verfolgt und angegriffen. Nur knapp konnten sie unbeschadet entrinnen. Dieses Ereignis übte zeitlebens eine Faszination auf ihn auf, wie auch das nachfolgende Gemälde zeigt.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Von Wölfen verfolgt (um 1880)
Öl auf Leinwand (61,6 x 121,3 cm)

Verblichen

Dies war sein letzter großer Erfolg. Als er im Jahre 1915, einige Monate vor Jozef von Brandt, am 17. Februar starb, war der glänzende Stern der polnischen Maler Münchens längst verblichen. Erst im Jahre 1935 entdeckte ihn seine Heimat wieder und Warschau ehrte im mit einer Retrospektive.

Zurecht!

Alfred von Wierusz-Kowalski - Tscherkessen-Spähtrupp (um 1885)
Öl auf Holz (35 x 27 cm)