Posts mit dem Label Werner Anton von werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Werner Anton von werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 9. März 2015

Kunsthalle Karlsruhe Teil 3 (Ende)

Es fehlen noch vier Schwergewichte, welche einen Teil ihres Lebens in Karlsruhe verbracht haben. Diese werden im Folgenden vorgestellt.

Carl Friedrich Lessing (1808 - 1880)

Der Preuße Lessing übernahm 1858 den Direktorenposten der Kunsthalle und blieb in Karlsruhe bis zu seinem Lebensende. Nach dem Tod Schirmers übernahm er für eine Übergangszeit zusätzlich die künstlerische Leitung der Akademie.

Es waren nicht immer einfache Jahre für Lessing, denn die politischen Spannungen führten zu manch kritischer Situation. Zugespitzt bestimmt in den Monaten des Deutschen Krieges, bei dem Baden, verbündet mit Österreich, Preußen nicht gerade wohlgesinnt war. Ein Zeitungsartikel enthielt die offene Drohung, dass Lessing, je nach Verlauf des Konflikts, Unannehmlichkeiten zu erwarten habe.
..., und Direktor C.F. Lessing lud alle seine Freunde ein, wenn es zum schlimmsten komme, sich mit ihm in seiner Amtswohnung zu verbarrikadieren, wo er Schießzeug und Munition in Hülle und Fülle habe... (Zitat Anton von Werner)
Aufgrund der schnellen Beendigung des Krieges eskalierte die Situation jedoch nicht.

Das in der Kunsthalle ausgestellte romantische Bild der Kreuzfahrer aus dem Jahre 1863 wurde frisch von der Staffelei der großherzoglichen Sammlung einverleibt. Nach langer, beschwerlicher Reise erreichten die Kreuzfahrer den heiß ersehnten Fluss, um ihren brennenden Durst zu stillen.

Carl Friedrich Lessing - Die Kreuzfahrer in der Wüste (1863)
Typisch für Lessing wird hier nicht idealistisch der Höhepunkt einer Kreuzfahrt, wie z.B. der Einzug in die eroberte Stadt, dargestellt, sondern der Blick auf eine weniger spektakuläre, menschliche Randszene gelenkt. Diese soll eine realistischere Vorstellung von solch einer Kreuzfahrt liefern. Realistisch in dem Sinne, dass es in dieser Art hätte passiert sein können. Komponiert ist es natürlich weiterhin bis ins letzte Detail.

Carl Friedrich Lessing - Die Kreuzfahrer in der Wüste (1863) - Details

Das andere große Historienbild Lessings in der Kunsthalle sorgte bei seinen Konkurrenten für großes Wehklagen und Missgunst. Es wurde für einen so hohen Betrag (der jedoch dem damaligen Marktwert seiner Bilder entsprach) angekauft, dass das Budget der Ankaufskommission für Jahre verbraucht war. Uns ist dies nur recht, denn so können wir uns an dem Disput zwischen Martin Luther zur Linken und Johannes Eck zur Rechten erfreuen.
Carl Friedrich Lessing - Disputation zwischen Luther und Eck auf der Pleißenburg zu Leipzig im Jahre 1519 (1867)
Carl Friedrich Lessing - Disputation zwischen Luther und Eck auf der Pleißenburg zu Leipzig im Jahre 1519 (1867) - Detail

Anton von Werner (1843 - 1915)

Anton von Werner kam aufgrund der Empfehlung von Professor Adolph Schroedter für vier Jahre (1862 - 1866) nach Karlsruhe 

Künstlerisch schätzte von Werner diese Jahre wenig. Er lernte mehr über die Malerei aus den Gesprächen mit Lessing als aus dem Unterricht an der Akademie. Privat jedoch war die Zeit ein voller Erfolg. Das kleine, übersichtliche Karlsruhe kam seinem Naturell sehr entgegen. Es war eine familiäre Atmosphäre, in der viel diskutiert, musiziert, aufgeführt und politisiert wurde. Mit Scheffel gewann er einen lebenslangen Freund, dessen Werke von Werner vielfach illustrierte. Und seine zukünftige Frau, die Tochter Schroedters, lernte er ebenfalls hier in Karlsruhe kennen.

Das in der Kunsthalle ausgestellte Werk Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden, das Todesurteil hörend war das erste große Historienbild von Werners und wurde auf der Weltausstellung in Paris akzeptiert. Ein Erfolg für den damals noch völlig unbekannten Maler.
Hinweis: Die Farbgebung ist auf den Details unten realistischer als auf dem Gesamtbild oben.

Anton von Werner - Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden wird 1268 zu Neapel im Kerker durch Robert von Bari auf Behehl Karls von Anjou das Todesurteil verkündet (1866)
Anton von Werner - Konradin von Hohenstaufen und Friedrich von Baden wird 1268 zu Neapel im Kerker durch Robert von Bari auf Behehl Karls von Anjou das Todesurteil verkündet (1866) - Details

Anselm Feuerbach (1829 - 1880)

Feuerbach ist Spross einer weitverzweigten Gelehrtenfamilie. Bekanntester Verwandte ist sein Onkel Ludwig. Das Feuerbach trotz dieser feinen Herkunft in seinen Äußerungen oft weniger taktvoll war, habe ich vor Jahren einmal hier beschrieben. In einer für den Sonderling typischen Mischung aus Selbstmitleid, Arroganz und Holzhammer bekommt natürlich auch Karlsruhe sein Fett weg:
  • Schirmer war eine Jammerseele, 
  • die Stadt ein Dorf, 
  • die Leute borniert, 
  • die Zeit in Karlsruhe insgesamt verschwendet.
Die Verantwortlichen des Museums haben ihm dies aber nicht übel genommen, denn in der Kunsthalle sind immer noch einige Werke Feuerbachs ausgestellt. Das ambitionierteste Projekt seiner Laufbahn war das Gastmahl des Plato oder auch Symposion genannt. Er hat es in zwei Versionen umgesetzt, die erste Fassung ist hier abgebildet, die zweite Version befindet sich in der Nationalgalerie, siehe zum Beispiel hier. Das 6 Meter breite Gemälde nimmt fast den ganzen Raum ein. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war der Platz vor dem Bild mit Stuhlreihen belegt, bestimmt ein schöner Rahmen für einen Vortrag in wunderbarer Umgebung.

Anselm Feuerbach - Das Gastmahl des Plato (1869)

Rechts sind Philosophen (unter anderem Sokrates) dargestellt, welche über Eros sinnieren und debattieren. Links erscheint ein bacchantischer Zug (Alkibiades), der die gelebte Sinnesfreuden repräsentiert. Die Person in der Mitte des Bildes (Agathon), ist Vermittler zwischen diesen beiden Sphären.

Anselm Feuerbach - Das Gastmahl des Plato (1869) - Details

In dem Feuerbachraum ist neben diesem Großgemälde unter anderem ein Selbstporträt des Malers ausgestellt. Es zeigt ihn als nachdenklichen Dandy, der, wie für Feuerbachs Porträts charakteristisch, seinen Blick in unbekannte Ferne richtet. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissend, dass er nur noch zwei Jahre zu leben hat.

Anselm Feuerbach - Selbstbildnis (1878)

Einen Überblick zu bieten über Feuerbach wäre ohne ein Bild seiner geliebten Nana unvollständig. Er hat diese römische Schönheit in vielen Bildern festgehalten und konnte auch den Großherzog Friedrich I von ihrer Aura überzeugen. Denn dieser erwarb das Bild 1861 direkt vom Künstler zur Verschönerung von Schloss Mainau.

Anselm Feuerbach - Nanna Risi (1861)

Ferdinand Keller (1842 - 1922)

Enden möchte ich mit einem der treusten Söhne Karlsruhes. Ferdinand Keller. Der Maler war über 40 Jahre Professor an der Kunstakademie, der er 33 Jahre als Direktor vorstand. Angebote anderer Städte hatte er genug, aber seiner geliebten Heimat blieb er bis zu seinem Ruhestand treu. Als Dank wurde manches seiner Gemälde für die Sammlung erworben. So auch den Türkenlouis zur Verherrlichung der badischen Geschichte. Die Ankaufskommission, der auch Lessing angehörte, verwendete für den Kauf ihre gesamten Mittel des Jahres 1878/79. Dies verursachte aber diesmal keinen Aufschrei, wie es noch vor Jahren bei Lessings Luther-Bild der Fall war.

Ferdinand Keller - Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der Türkenlouis, reitet nach der Schlacht bei Salankamen am 19.8.1691 in das Zelt des sterbenden Mustafa Köprili (1879)

Die Schlacht ist barock-überladend gemalt, der Kampf tobt, die Leiber sind verschmolzen. Man kann in der Hektik nur schwerlich die einzelnen Szenen abgrenzen. Auf dem Höhepunkt des Kampfes dringt der Fürst, hoch auf seinem Ross, in das Zelt des sterbenden Feindes ein. Die Türken sind überwältigt, der Sieg ist nah, Baden triumphiert.

Ferdinand Keller - Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der Türkenlouis, reitet nach der Schlacht bei Salankamen am 19.8.1691 in das Zelt des sterbenden Mustafa Köprili (1879) - Details

Fazit

Die Kunsthalle in Karlsruhe ist ein tolles Museum. Ich hoffe, mein Bericht macht etwas Appetit auf mehr, denn der Anblick der Originale ist durch keine Abbildung zu ersetzen.

Montag, 26. August 2013

Berliner Bilderbogen (Teil 9) - Ende

Deutsche Historische Museum

Thema: Anton von Werner

Mit Anton von Werner begann die Rundreise durch die Berliner Museen, mit ihm soll sie auch enden.

Im Deutschen Historischen Museum sind mehrere Werke Werners ausgestellt. Eine Farbstudie zu einem Wandbild, Fotos der Kartons für die Siegessäule, das großformatige Gemälde zur Reichstagseröffnung und ein Bild einer Geburtstagsfeier.


Die Farbskizze zum Wandbild der Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken zeigt wunderbar das enorme Können des Malers Anton von Werner. Perspektivisch wie immer perfekt. Die Gruppierung der Gruppen nie künstlich, obwohl hier vieles der Vorstellung entspringt. Stoffe, Gegenstände und Atmosphäre des Tages sind meisterhaft umgesetzt. Ein tolles Bild, welches aber nur als Farbskizze und nicht als eigenständiges Gemälde betrachtet wurde.

Wer mehr Details zu diesem Wandbild und seiner Entstehung erfahren möchte, kann diese hier finden.

Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)
Anton von Werner - Ankunft seiner Majestät in Saarbrücken (Farbskizze) (1877) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (87 x 128 cm)

Verstreut im Austellungsbereich zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sind, oben an den Wänden, Fotos von Ausschnitten aus Anton von Werners Kartons für die Mosaiken der Siegessäule zu sehen. Dieser Karton ist aufgrund seiner enormen Größe (6 Teilstücke, insgesamt über 23 Meter breit) im Depot verschlossen. Von dem Mosaik selber habe ich kurz in Teil 1 berichtet.

Anton von Werner - Karton zum Siegesdenkmalfries (1873) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (393 x 2345 cm)
Anton von Werner - Karton zum Siegesdenkmalfries (1873) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (393 x 2345 cm)
Anton von Werner - Karton zum Siegesdenkmalfries (1873) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (393 x 2345 cm)
Anton von Werner - Karton zum Siegesdenkmalfries (1873) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (393 x 2345 cm)
Eines der monumentalsten Gemälde Anton von Werners ist die Eröffnung des Reichstags im Weißen Saal des Berliner Schlosses durch Wilhelm II, am 25. Juni 1888. Dieses durch den Kaiser beauftragte Bild wurde, wie damals bei Historienmalern üblich, durch hunderte Studien vorbereitet. Vor allem Porträtskizzen. Aber auch auf jedes andere Detail wurde geachtet. Im Nachlass des geheimen Staatsarchivs ist unter anderem eine Studie des Baldachin zu finden. Die Erklärungstafel zu dem Gemälde benennt alleine 126 Personen namentlich. So wundert es nicht, dass von der ersten Farbskizze an (1888), bis zur Fertigstellung des Bildes (1893), fünf Jahre vergingen.
Doch der Aufwand lohnte sich. Vollendet bis in den kleinsten Winkel. Wunderbare Komposition und Farbgebung. Ein Meisterwerk der Malerei. Der Betrachter fühlt sich, vor dem Original stehend, als Zuschauer der Eröffnungsfeier und lauscht des Kaisers Rede. Zeitgeschichte des 19. Jahrhunderts wird man so hautnah nirgendwo sonst erleben. 

Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)
Anton von Werner - Die Eröffnung des Reichstags am 25 Juni 1888 (1893) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (387 x 642 cm)

In Jüdischen Museum von Berlin ist, wie in Teil 1 vorgestellt, von Anton von Werner ein Bildnis einer fiktiven Familienfeier ausgestellt. Auch im Deutschen Historischen Museum kann man ein von einer jüdischen Unternehmerfamilie beauftragtes Familienbildnis finden. Das Gemälde der Geburtstagsfeier des Kommerzienrats Manheimer wirkt zwar real, ist aber dennoch im Studio komponiert. So soll zum Beispiel die gemalte architektonische Umgebung nicht dem Gelände der Villa entsprochen haben. Dem von der Damen- und Kinderwelt umgebenen Jubilar wird es recht gewesen sein.

Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)
Anton von Werner - Der siebzigste Geburtstag des Kommerzienrates Valentin Manheimer (1887) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (110 x 140 cm)

Ende

Berlin ist immer eine Reise wert. Wer sich für die Malerei des deutschen Kaiserreichs interessiert, wird keinen besseren Ort finden. Abbildungen sind schön, aber die realen Eindrücke unbezahlbar. Man betritt einen Ausstellungsraum und entdeckt ein Gemälde, welches man bisher nur aus Büchern kannte. Dies entlockt mir immer wieder ein leichtes Lächeln, als ob ich einen alten Bekannten wiedertreffe. Wenn es dir ähnlich geht, solltest du demnächst auch mal wieder ein Museum besuchen!

Montag, 12. August 2013

Berliner Bilderbogen (Teil 1)

Konzentrationsschwierigkeiten

Ich weiß nicht, wie es dir geht. Bei mir lässt nach zwei bis maximal drei Stunden Museumsbesuch die Konzentration rapide nach. Die fachmännisch wirkende Untersuchung jedes Bildes, mit zwei Schritten vor, drei zurück, Linksschwenk und Rechtsschwenk zur Auslotung jeder Feinheit, verliert sich nach und nach zum Schnelldurchlauf von Bild zu Bild. Der Blick gleitet immer mehr zum Geschehen vor, statt auf der Wand. Diese schwindende Aufnahmefähigkeit wird mit fleißigen Klicks auf den Kameraauslöser kompensiert. Darum ist der schlaue Besucher natürlich mit moderner Kamera ausgestattet, um die Live-Freuden später vor dem Bildschirm nachzuahmen. Ich hatte nichts dergleichen eingepackt und musste auf Handy und Tablet zurückgreifen. Der geneigte Leser möge deshalb meiner Planlosigkeit und der dadurch verursachten mäßigen Qualität der Bilder verzeihen.

Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin

Ich war in Berlin. Und Berlin hat viel zu bieten. Zu viel für ein langes Wochenende. Deshalb muss man sich entscheiden. Und meine Entscheidung war schon vor Anreise gefallen. Möglichst viele Werke Anton von Werners sehen. So folgte ich der Spur des ehemaligen Direktors der Königlichen Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste durch Berlin. Aber keine Sorge, auch andere Maler kommen in den folgenden Berichten zu ihrem Recht.

Stationen eines Reisenden

1. Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie stand eigentlich nicht auf meinem Programm, aber dann ließ ich sie doch nicht links liegen. Die Sammlung ist auf die Zeit vor dem 19. Jahrhundert ausgerichtet, also nicht ganz mein Begehr. Aber die Höhepunkte der Dauerausstellung sind Meisterwerke der Kunstgeschichte, gemalt von Rembrandt, Velazques, Caravaggio, van Dyck, Rubens oder Reynolds. Meine bescheidenen Fotos zu präsentieren ist sinnlos, da die Malerei schon in fantastischer Qualität beim Google Art Project zu bewundern ist.

2. Siegessäule

Weiter auf dem langen Weg (auf jeden Fall beim heißen Wetter an diesem Wochenende) zur Siegessäule mit ihren Mosaiken nach den Entwürfen Anton von Werners. Hier, wie auch an den folgenden Stationen, beachtete ich aus Zeitmangel keine der historischen Ausführungen. Mir ging es nur um die Kunstwerke.

Die Mosaiken sind von der weltberühmten italienischen Firma Salviati umgesetzt und von Werner überzeugte sich persönlich in Venedig von den Fortschritten und der Qualität der Umsetzung.

Mosaik Siegessäule (Ausschnitt) (1876) - Entwurf Anton von Werner
Mosaik Siegessäule (Ausschnitt) (1876) - Entwurf Anton von Werner
Mosaik Siegessäule (Ausschnitt) (1876) - Entwurf Anton von Werner
Relief Siegessäule (Ausschnitt)
Im zweiten Bild oben hat sich übrigens der damals noch junge Künstler (die Vorarbeiten Anton von Werners waren 1873 abgeschlossen) in einem Selbstporträt als Fanfarenbläser verewigt.

 3. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Das geheime Staatsarchiv bietet die wunderbare Gelegenheit, im zeichnerischen Nachlass Anton von Werners zu stöbern. In digitaler Form und, falls gewünscht, auch mit Vorlage der Originale. Leider ist das Fotografieren dort verboten. Für den normalen Berlinbesucher lohnt sich der Ausflug kaum. Aber für mich war es faszinierend, dem Meister bei der Ideengewinnung heimlich über die Schulter zu schauen. Heimlich, da die Skizzen nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren und auch nie als selbständige Werke angesehen wurden. Dies änderte sich erst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts.

4. Jüdisches Museum Berlin

So verloren und orientierungslos wie hier habe ich mich noch nie in einem Museum gefühlt. Aufgrund der zickzackförmigen, ungewohnten Form, verliert man bei großem Menschengedränge schnell den Überblick, wo nun der Ausgang ist. Allein durch die Architektonik entsteht ein beklemmendes Gefühl, ohne ein Wort oder Bild betrachtet zu haben. Aber keine Sorge. Die Hinweismarken am Boden helfen am Ende immer weiter.

Mein Besuchsgrund waren zwei kleine Werke Anton von Werners. Dieser war mit vielen Berliner Juden befreundet und setzte sich vehement gegen den Antisemitismus an seiner Hochschule ein (siehe zum Beispiel seine Äußerungen zu Beginn des Jahres 1880). Der Familie Mosse malte er 1899 ein großes Wandbild für ihr neues Palais. Die Farbskizze zum Wandbild und eine Studie Emilie Mosse, der Frau des Zeitungsverlegers Rudolf Mosse, sind im jüdischen Museum ausgestellt.

Anton von Werner - Das Gastmahl der Familie Mosse (1899) - Farbskizze - Öl auf Leinwand (46 x 89 cm)
Anton von Werner - Das Gastmahl der Familie Mosse (1899) - Farbskizze - Öl auf Leinwand (46 x 89 cm)

Hier der Firmengründer selber:

Anton von Werner - Das Gastmahl der Familie Mosse (1899) (Ausschnitt) - Farbskizze Öl auf Leinwand (46 x 89 cm)
Und eine Studie seiner Frau, welche, rechts auf dem Stuhl im Wandbild, in fast gleicher Pose zu finden ist:
Anton von Werner - Emilie Mosse (1899) - Studie - Öl auf Leinwand
Anton von Werner - Emilie Mosse (1899) (Ausschnitt) - Studie - Öl auf Leinwand

5. Berlinersche Galerie 

Mit der Berlinerschen Galerie verbinde ich Platzverschwendung pur. Vor klaustrophobischen Anfällen braucht man hier jedenfalls keine Angst zu haben. Nach Eintritt steht man in einer riesigen weißen Halle, in der zwei monströse schwarze Gebilde (der Kenner würde dies wohl als Kunst bezeichnen) verloren platziert sind. Für mich eigentlich genau der Hinweis, nichts nach meinem Geschmack zu finden und wieder umzudrehen.
Doch ich bin nicht ohne Grund hier. Denn eine kleine Ecke, wohl zur Abschreckung und dem Lobpreise des darauf Folgenden, ist der offiziellen Kunst des Kaiserreiches gewidmet. Und an erster und zentraler Stelle ist mein Lieblingsbild Anton von Werners zu sehen. Das große Gemälde der Enthüllung des Richard Wagner Denkmals im Jahre 1903.

Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2,80 cm)
Mein mickriges Foto kann den realen Eindruck nicht in Ansätzen widerspiegeln. Ich habe bestimmt eine halbe Stunde jedes Detail dieses Wandbilds bewundert. Ich hätte es am liebsten eingepackt und mit nach Hause genommen. Doch wie damit durch die winzige Zugtür kommen? So ließ ich desillusioniert meinem Plan wieder fallen.

Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2,80 cm)
Für die meisten der schnell vorbeihuschenden Besucher hat dieses Gemälde wohl nichts mit Kunst zu tun. Aber für mich ist es eines der großen Meisterwerke zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es macht Zeitgeschichte lebendig und ist auf höchstem Niveau gemalt. Solch wunderbare Farbgebung, Beleuchtungsregie, Liebe für Details, Stofflichkeit und geschickte Gruppierung von Massen ist in dieser Qualität selten zu finden. Also all das, welches dieses Werk unerreichbar macht für jeden Liebhaber moderner Kunst, der es als rein dokumentarische Belanglosigkeit ansieht. Soll sich die Masse unten vor den schwarzen Klötzen auf ihrer Suche nach der Kunst winden, für uns ist sie oben in Ruhe mühelos sichtbar.

Hier der Künstler des Denkmals, Gustav Eberlein:

Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2,80 cm)

Dann darf natürlich auch nicht der damals 87-jährige Adolph Menzel fehlen, arg verjüngt von seinem Freund Anton von Werner:
Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2, 80 cm)

Mit kleinen, geschickt gesetzten Weiß- und Grautönen, Glanz am Boden und auf den Schuhen gezaubert:
Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2,80 cm)
Die Damenwelt, in ihrer für die damalige Zeit typischen Kleidung, darf bei solch einem Ereignis ebenfalls nicht fehlen:
Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2,80 cm)
Und die obligatorischen Pickelhauben sind auch zu sehen:
Anton von Werner - Die Enthüllung des Richard Wagner Denkmals 1903 (1908) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (2,30 x 2,80 cm)

6. Berliner Dom 

Im Berliner Dom stößt meine Handykamera an ihre Grenzen. Die Ausmaße sind gewaltig. Nicht ganz so imponierend wie der Petersdom in Rom, aber die Ausstattung kann sich, entsprechend meinem Historismus-Geschmack, ohne Probleme mit den großen katholischen Vorbildern messen.

Berliner Dom - Apsis

Glasfenster Berliner Dom - Geburt Jesu - Entwurf Anton von Werner
Ein Höhepunkt im Dom sind die farbenprächtigen, detaillierten Glasfenster nach Entwürfen Anton von Werners. Denn zu sehen sind keine der üblichen, langweiligen, ans Mittelalter angelehnten Motive. Sondern Darstellungen, die als eigenständige Gemälde gelten könnten.

Glasfenster Berliner Dom - Kreuzigung Jesu - Entwurf Anton von Werner

Glasfenster Berliner Dom - Auferstehung Jesu - Entwurf Anton von Werner
Von Anton von Werner stammen die Vorlagen für acht Mosaike an der Kuppel, darstellend die Seligpreisungen der Bergpredigt nach dem Matthäusevangelium. Weiterhin drei Altarfenster in der Apsis zur Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Christi samt jeweils übergeordnetem, ovalen Glasfenster. Und zuletzt die vier Evangelisten-Porträts oben in den Nischen der Gewölbepfeiler.

Mosaik Berliner Dom - Seligpreisungen - Entwurf Anton von Werner
Wer nichts gegen ein paar Treppen hat, kann die Ausstellung zur Entstehung des Domes besichtigen. Dort sind unter anderem ein paar der Farbskizzen zu den Seligpreisungen und Entwürfe zu den ovalen Glasfenstern zu sehen.

Anton von Werner - Entwurf ovales Glasfenster (um 1901) - Öl auf Leinwand

Anton von Werner - Entwurf ovales Glasfenster (um 1901) - Öl auf Leinwand

Anton von Werner - Selig sind die da Leid tragen (um 1901) - Entwurf für das Kuppelmosaik - Öl auf Leinwand

Anton von Werner - Selig sind die Friedfertigen (um 1901) - Entwurf für das Kuppelmosaik - Öl auf Leinwand

Anton von Werner - Vorlage für die Kopfprobe in Mosaiktechnik (um 1901) - Öl auf Leinwand

In einem Dom zur Verherrlichung und Andacht an die Hohenzoller-Dynastie darf natürlich ein Kunstwerk zu Wilhelm I nicht fehlen. Und so ist im Ausstellungsraum ein imposantes Ölgemälde von William Pape zu finden. Dargestellt ist die Aufbewahrung Kaiser Wilhelms im Berliner Dom. Ein Ereignis, welches auch von Anton von Werner oder Arthur Kampf bildlich festgehalten wurde.

William Pape - Aufbahrung Kaiser Wilhelms I. im Dom (1888) - Öl

Ausblick

In den nachfolgenden Berichten werden dann die beiden Höhepunkte einer jeden Museumstour durch Berlin vorgestellt. Die Alte Nationalgalerie und das Deutsche Historische Museum.