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Sonntag, 25. August 2013

Berliner Bilderbogen (Teil 6)

Deutsche Historische Museum 

Das Deutsche Historische Museum (DHM) bietet, wie der Name schon sagt, einen vielfältigen Überblick über die deutsche Geschichte. Sie wird sowohl aus Sicht der Mächtigen und Herrschenden erzählt, soll aber auch ein Gefühl für das Alltagsleben der Menschen vermitteln. Die Ausstellungsabschnitte sind zeitlich gegliedert und mit vielen Kunstwerken zur Verdeutlichung der Texte ausgeschmückt.

Aufgrund mangelnder Zeit konzentrierte sich mein Rundgang auf die Gemälde des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

NACHTRAG: Leider wünscht das DHM keine Veröffentlichung ihrer Gemälde auf privaten Blogs, auch eigene Fotos von gemeinfreien Werke sind nicht erlaubt. 

Thema: Porträt

Die Porträts der Sammlung zeigen einen Querschnitt der hohen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Kaufleute, Bankiers, Politiker, Aristokraten oder Adel werden vorgestellt. Alle Gemälde sind offizielle Porträts, welche den Status, Erfolg oder die Machtfülle der abgebildeten Personen zur Schau stellen.

Friedrich Carl Gröger (1766 - 1838)

Das im Deutschen Historischen Museum ausgestellte Porträt Grögers zeigt mal wieder, dass kleine Fotos keinen gebührenden Eindruck vom Original vermitteln. Die Gemäldesammlung in der Wikipedia hätte mich nach gefühlten fünf Sekunden weiterklicken lassen. Die Konterfeis sind zu steif und malerisch nicht beeindruckend. Doch das reale Gemälde wirkt viel frischer und lebendiger und ist ein paar Minuten der Betrachtung wert.
Das Bild ist eine Auftragsarbeit zur Hochzeit des Ehepaars Petersen. In seiner Größe, Qualität und Pose zeigt es anschaulich das neue Selbstbewusstsein der aufstrebenden Großbürgerschicht, welche sich nicht mehr hinter dem Adel versteckt.

Friedrich Carl Gröger - Emilie und Johann Philipp Petersen (1806) - Öl auf Leinwand (205 x 148 cm)
Friedrich Carl Gröger - Emilie und Johann Philipp Petersen (1806) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (205 x 148 cm)

Heinrich Wilhelm Schlesinger (1814 - 1893)

Das ausdrucksstarke Porträt des den Betrachter fest in die Augen blickenden Anton von Schmerling, zeigt eine malerische Qualität erster Güte.
Doch den Namen des Künstlers habe ich noch nie gehört. Auch eine Internetrecherche liefert keine brauchbaren Ergebnisse zu Heinrich Schlesinger. Wie kann es sein, dass ein so fähiger Maler kaum Spuren hinterlässt? Doch die Antwort liegt nah. Schlesinger wanderte nach Frankreich aus und nahm einen anderen Vornamen an. Henri-Guillaume. Und unter diesem Namen ist nun viel mehr zu finden. Zum Beispiel eine feine Bildersammlung.

Das vollständige Gemälde, auf den Seiten des DHM, ist hier zu sehen.

Heinrich Schlesinger - Anton Ritter von Schmerling (1849) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (121 x 89 cm)

Bernhard Plockhorst (1825 - 1907)

Leider habe ich aufgrund der ungünstigen Belichtung im Ausstellungsraum nur eine Seitenansicht von Plockhorsts Porträt des David Hansemann aufnehmen können. Aber auch so wird die feine Umsetzung deutlich. Doch nicht nur diese ist ein Grund für die Aufnahme des Bildnisses in die Sammlung. Denn der Dargestellte war ein Tausendsassa vor dem Herrn. Unternehmer, Bankier, Politiker. Gründer von Banken und Versicherungen. Sein historischer Verdienst liegt in der Vorreiterrolle, welche seine sozialen Unternehmungen in der deutschen Geschichte einnehmen.

Bernhard Plockhorst - David Justus Ludwig Hansemann (nach 1862) - Öl auf Leinwand (172 x 112 cm)

Oscar Begas (1828 - 1883)

Der aus der bekannten Künstlerfamilie Begas stammende Maler porträtiert hier den Bankier Bismarcks, Gerson Bleichröder. Dieser wurde als einer der ersten nicht getauften Juden, nach den Brüdern Oppenheim, in den niederen Adelsstand erhoben.

Oscar Begas - Gerson Bleichröder (1871) - Öl auf Leinwand (126 x 95 cm)
Oscar Begas - Gerson Bleichröder (1871) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (126 x 95 cm)

Paul Bülow (1842 - 1889)

Von Paul Bülow sind wenig Informationen überliefert. Wunderlich für jemanden, der schon mit Ende Zwanzig Hofmaler von Kaiser Wilhelm I war. Dies ist ein offizielles Porträt in Paradeuniform, aber durch Betonung der gütigen, glänzenden Augen, wird auch die großväterliche Seite des Kaisers für sein Volk betont.

Paul Bülow - Kaiser Wilhelm I in Paradeuniform (1879) - Öl auf Leinwand
Paul Bülow - Kaiser Wilhelm I in Paradeuniform (1879) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand

Franz von Lenbach (1836 - 1904)

In einem Museum der deutschen Geschichte darf ein Porträt Otto von Bismarcks natürlich nicht fehlen. Zum Glück war der Kanzler ein Liebling des Malers Lenbach, der ihn auf über 80 Bildnissen verewigte. Zwei dieser Gemälde haben ihren Weg in die Sammlung des Deutschen Historischen Museums gefunden.

Franz von Lenbach - Bildnis Otto von Bismarck (1879) - Öl auf Leinwand - (121 x 96,5 cm)
Das andere ist hier zu sehen.

Salvador Martínez Cubells (1845 - 1914)

Der spanische Maler und Restaurator Cubells ist im deutschsprachigen Raum völlig unbekannt. Dank der wunderbaren Übersetzungshilfe von Google kommen wir ihm aber dennoch auf die Schliche. Er war ein akademischer Maler erster Güte, der über viele Jahre hinweg Bilder zu den wichtigen Ausstellungen seines Landes sandte. Auch als Restaurator hatte Cubells einen großen Namen. Sein bekanntestes Projekt ist wohl die Übertragung der Schwarzen Serie Goyas von Wandmalerei auf Leinwand.
Den Weg in die Sammlung hat er Dank eines Doppelporträts des Ehepaares Stumm gefunden. Die bessere Hälfte sei hier abgebildet.

Salvador Martínez Cubells - Pauline von Stumm (1889-90) - Öl auf Holz
Salvador Martínez Cubells - Pauline von Stumm (1889-90) (Ausschnitt) - Öl auf Holz
Salvador Martínez Cubells - Pauline von Stumm (1889-90) (Ausschnitt) - Öl auf Holz

Thema: Auswanderung

Deutschland war im 19. Jahrhundert ein Auswanderungsland. Über 5 Millionen Menschen alleine suchten ihr Glück in den USA. Zu Beginn zwang vor allem die wirtschaftliche Not die Menschen zum Aufbruch in ein unbekanntes Land. Später war es jedoch häufig Abenteuerlust und der Wunsch, das große Geld im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu finden.

Felix Schlesinger (1833 - 1910)

Am Rockzipfel der Auswanderung stand eine gute strukturierte Maschinerie, welche den großen Strom, der in Richtung Amerika zog, verwaltete. Es wurden Flugblätter und Bücher gedruckt. Sogar eine Zeitschrift war im Umlauf, die über das Auswandern berichtete.
Die Poststation galt häufig als erste Anlaufstelle zum Start ins neue Land. Dort konnte man Tickets für eine Kutsche zu den großen Auswanderungshäfen Hamburg oder Bremerhaven erwerben, wo die Schiffe mit Ziel Westen lagen.

So wie die Auswanderung selber Millionen Menschen bewegte, waren natürlich auch die Gemälde über diese gefragt. Maler, welche häufig solche Szenen abbildeten, waren z.B. Carl Wilhelm Hübner oder Felix Schlesinger. Dessen fantastisches Gemälde der Poststube ist im DHM ausgestellt.

Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)
Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)
Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)
Felix Schlesinger - Die Poststube (1859) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (82,5 x 109,9 cm)

Antonie Volkmar (1827 - 1867)

Der Hafen ist erreicht und ein Platz am Bord eines Schiffes reserviert. Die paar Habseligkeiten sind gepackt und das Ruderboot bringt die Auswanderer nun zum großen Schiff. Jetzt gibt es kein zurück mehr auf der Reise ins Unbekannte. Ein Wiedersehen ist fast ausgeschlossen. War es die richtige Entscheidung? Was erwartet uns im fremden Land? Werden wir unser Glück finden? Wie wird es den Daheimgebliebenen ergehen? Tausend solcher Gedanken gehen den Reisenden gerade durch den Kopf.
Genau solch eine Szene hat die Malerin in dem folgenden Gemälde dargestellt.

Antonie Volkmar - Abschied der Auswanderer (1860) - Öl auf Leinwand (112,4 x 190,5 cm)
Antonie Volkmar - Abschied der Auswanderer (1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (112,4 x 190,5 cm)
Antonie Volkmar - Abschied der Auswanderer (1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (112,4 x 190,5 cm)

Berthold Woltze (1829 - 1896)

Der Kontakt mit den Auswanderern in Übersee war in Zeiten vor Telefon und Internet sehr rar gesät. Über fremde Schicksale berichteten die Zeitungen in regelmäßigen Kolumnen. Jedoch wurden die in Deutschland Gebliebenen über ihren Verwandten nur dann informiert, wenn ein Brief den langen Weg von Amerika in ihren Briefkasten fand. So wie in dem Fall der drei Damen in Woltzes Gemälde, welche erleichtert und gespannt die Lebenszeichen ihres Verwandten betrachten.

Berthold Woltze - Ein Brief aus Amerika (um 1860) - Öl auf Leinwand (94 x 77 cm)

Berthold Woltze - Ein Brief aus Amerika (um 1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (94 x 77 cm)
Berthold Woltze - Ein Brief aus Amerika (um 1860) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (94 x 77 cm)