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Freitag, 9. Januar 2009

Signaturproblem

Auf den Seiten der FAZ ist ein Artikel zu finden, der sich mit der Bedeutung und den Problemen der Signatur beschäftigt.

Ein Künstler signiert, so wie ich das sehe, in der Regel sein Werk
  • aus Stolz über seine Leistung,
  • als Erkennungs- und Versionierungsmerkmal. So kennzeichnete Alma-Tadema schon relativ früh seine Gemälde mit fortlaufender Werksnummer. Oder
  • als Urkunde zur Bekräftigung der Urheberrechte
  • oder Hemmschuh für andere, seine Leistung zu kopieren. Nicht, weil die Signatur so schwer zu fälschen wäre, bei richtiger Kunst ist die Signatur meist das einfachst zu fälschende, sondern weil eine Kopie mit nachgemachter Signatur rechtliche Probleme bereitet, wenn nicht klar erkennbar und verdeutlicht wird, dass es sich um eine Kopie handelt. Genaueres sei an dieser Stelle den Juristen überlassen.
Dies wird teilweise auch in dem Artikel erwähnt. Was mich jedoch sehr stört, ist, dass die Bedeutung der Signatur seit dem 19. Jahrhundert (in modernen Kreisen) laut Autor stark und scheinbar plötzlich angestiegen ist, ohne jedoch in dem Beitrag die offensichtliche Ursache dafür zu benennen.
Dabei ist die Signatur vor allem seit dem 19. Jahrhundert eine wesentliche Grundlage, ja geradezu ein Fetisch für das Ideal künstlerischer Individualität und Authentizität
Signaturfetisch

Es werden Beispiele von Personen beschrieben, die nach meiner Definition nichts oder wenig mit Kunst am Hut haben (zum Beispiel Andy Warhol, Joseph Beuys oder Gerhard Richter), jedoch der Signatur eines Werks offensichtlich eine besondere Bedeutung beimessen.

Es werden
  • fremde Werke mit eigener Signatur oder
  • eigene Werke mit fremder Signatur versehen,
  • Signaturstempel verwendet,
  • Werke erstellt, die nur Signaturen enthalten(was natürlich, wenn die Signaturen nicht kunstvoll sind, nichts mit Kunst zu tun hat)
  • und so weiter und so fort.
Kann gut sein, dass die 'Modernen' nichts anderes zu tun haben.

Merkwürdig finde ich jedoch, wenn das Beispiel der Aneignung als
Mit dieser geradezu revolutionären künstlerischen Praxis wurde die herkömmliche Verwendung der Signatur quasi auf den Kopf gestellt.
gekennzeichnet wird. Ich als naiver Laie sehe darin keine revolutionäre künstlerische Praxis, sondern billige Täuschung oder Betrug. Da wird nichts auf den Kopf gestellt, da wird keine Kunstwelt revolutioniert. Wenn Kunst noch mit Können zu tun hätte, würde dies niemanden, außer den Betroffenen, interessieren.

Wo geht die Crux hin?

Der wahre Grund der Crux, wie der Autor dies nennt, warum in der modernen Kunst soviel Lärm um die Signatur gemacht wird, ist er aber schuldig geblieben.

Dabei ist die Antwort doch so trivial wie offensichtlich.

Hier ist sie

Der Lärm hängt vor allem damit zusammen, dass vielfach keine Kunst gekauft und gepriesen wird, sondern dilettantische Werke ohne Können, welche nur aufgrund der aktuellen Markteinschätzung des jeweiligen Pseudokünstlers einen Wert besitzen.

Es wird der größte Müll als Kunstwerk angepriesen. Das Werk ist nichts, die Signatur alles.

Dies geht natürlich nur mit Verweis auf den jeweils aktuell ruhmreichen Pseudokünstler. Ohne diesen Verweis wäre der Wert gleich dem Materialwert.
Ein wirkliches Kunstwerk, bei dem Können die oberste Voraussetzung ist, hat seinen Wert jedoch auch ohne Signatur.

In Zeiten klareren Blicks wurde um solche Nebensächlichkeiten viel weniger Wind gemacht. Da dilettantische Kritzeleien, Schmierereien oder Basteleien nicht als Kunst betrachtet wurden, musste sich niemand die Mühe machen, diesen einen Wert zu verleihen. Seit das Nichtskönnertum Einzug in die Kunstwelt erhalten hat, ist die Signatur wohl erst zur Crux geworden.

Fehlende Gemeinsamkeit

Bevor ich es vergesse. Lächerlich finde ich den üblichen Kunstblablatrick, die 'modernen Großen', welche ich beim besten Willen nicht als Künstler bezeichnen kann, in eine Reihe mit Künstlerriesen der Vergangenheit zu setzen.

Cranach, Rubens und Rembrandt bis hin zu Warhol, Jeff Koons und Olafur Eliasson

Die Verbindung soll aufgrund der Werkstattarbeiten bestehen, die mit ihren Namen verbunden sind. Diese Verbindung ist jedoch mehr als an den Haaren herbei gezogen. Etwas gegessen haben sie alle auch schon mal ab und zu, aber deswegen einen Pseudozusammenhang aufzustellen, halte ich für sehr gewagt.

Der Autor scheint sich wenig um den bedeutenden Unterschied zu scheren, dass die Alten Meister, im Gegensatz zu den anderen Personen, ihr Handwerk so brillant beherrschten, dass sie größer waren als die Summe ihrer Angestellten.
Sie waren meist fähiger als ihre Schüler, Lehrlinge und Gehilfen und hätten die Kunst, bei genügend Zeit, noch besser und schöner alleine herstellen können. Aus Zeitmangel konnten sie manche Werke jedoch nur im kleinen Format vorbereiten und das Endergebnis mit dem letzten Feinschliff versehen.
Dieses Können sehe ich bei den drei letztgenannten Personen nicht.

Top oder Flop


Adolf Hölzel: Abstraktion II (1915/16)

So ist beispielsweise das angeblich große Werk des bedeutenden Maler, Wegbereiter und Pionier Adolf Hölzel, um nur einen Ausschnitt der Internet-Lobpreisungen zu zitieren, ohne Signatur völlig wertlos.

J.J. Wiertz: The Assassination of Marat By Charlotte Corday (1880)

Das zweite Gemälde aus dem 19. Jahrhundert hat seinen Museumswert, auch wenn der Künstler unbekannt wäre. Nicht, dass er wirklich unbekannt ist, nur ich kenne ihn nicht. Weiß jemand genaueres? Laut einer Internetseite ist dieses Bild von J.J. Wiertz, gemalt im Jahre 1880. Da ich zwar schon etwas von Antoine Joseph Wiertz gesehen habe, aber von J.J. Wiertz noch nie was gehört oder gelesen, weiß ich nicht, ob dies stimmt. Vielleicht ist es sein Sohn?

Die theatralischen Gesten, welche die Erfassung der Mörderin Marats, Charlotte Corday, begleiten, entsprechen zwar nicht mehr dem heutigen Geschmack; meinem auch nicht ganz. Aber das Gemälde beeindruckt immer noch aufgrund des großen Könnens, welches hier offensichtlich ist.