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Montag, 30. März 2009

60 Jahre Wunder um Wunder

Wunder gibt es immer wieder und dies nicht nur bei Katja Epstein. Was einen aber nicht verwundern darf, ist der groß aufgemachte Bericht heute in der BILD Online.

Vom Kunstwunderland Deutschland ist da die Rede. 60 Berichte sollen folgen. Eine Zauberwelt wird sich dem Betrachter eröffnen. Als Appetitanreger sind ein paar der zukünftig präsentierten Wunderwerke abgebildet.

Lasst sie auf euch wirken und siehe da. Das Wunder ist geschehen. In meinen Augen völlig langweilige, hässliche, dilettantische Werke werden als Meisterstücke des großen Kunstland Deutschland gepriesen. Dies ist tatsächlich ernst gemeint von den Kunstkennern unserer Nation. Für den naiven Laien ist dies unvorstellbar, aber für die Fachleute selbstverständlich. Wer hier große Kunst erwartet hätte, ist jedoch ziemlich blauäugig.

Gepriesen sei derjenige, dessen Blick von diesen Dingen verzaubert werden kann. Mir gelingt dies nicht, da diese Werke nichts mit Können und Kunst zu tun haben.

Wer Langeweile hat und sich beizeiten wundern möchte, mag diese Serie verfolgen. Ich habe entschieden, dass mir meine Zeit dafür zu Schade ist.

In diesem Sinne wünsche ich einen wundervollen Tag!

Montag, 9. März 2009

Gesinnungswandel

Was lese ich da gerade überraschenderweise im FOCUS Online Artikel. Der von mir früher etwas verwundert betrachtete Herr Lüpertz (guckst du hier) wechselt die Seite. Er kommt zu der für seine Kreise höchst bemerkenswerten Erkenntnis, dass auf dem heutigen Kunstmarkt nur noch der Künstler zählt und nicht das Werk. Können hat keine Bedeutung. Sein eigener Ruhm soll eher auf seinen Verhaltensweisen beruhen als auf seinem künstlerischen Werk.

Gut erkannt. Respekt!

Er hat hierbei wohl insgeheim die Hoffnung, dass er eigentlich viel eher aufgrund seiner Gemälde und Skulpturen bekannt sein sollte, aber die Hoffnung müssen wir ihm leider nehmen, falls Kunst bald wieder von Können kommt...

Samstag, 17. Januar 2009

5000 qm für Joseph Beuys

Dass Joseph Beuys nach meinen Kriterien wenig mit Kunst zu tun hat, wird den Leser wohl kaum verwundern.

Was mich aber verwundert ist, dass in Berlin, laut eines Zeit-Berichts, 5000 qm Ausstellungsfläche für ihn bereit gestellt werden. 5000 qm für richtige Künstler, da würde ich nicht meckern, aber so werde ich den Bericht doch mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Der Autor beweist für seine Zunft überraschend klaren Kunst-Blick. Aber nicht immer. Also weiter im Text...

Problem des Autors

Wie wir vom Autor erfahren, ist Beuys, der König der Anti-Künstler, immer noch aktuell.
Das Problem ist hierbei natürlich, dass Beuys keine wirklichen Kunstwerke geschaffen hat. Der Autor also, wenn er als Kunstkenner dastehen möchte, sich etwas anderes überlegen muss. Dabei hat er eine richtige Idee, welche er aber nicht konsequent reifen lässt.

Die Idee nämlich, dass die Person Beuys alles war, seine Werke nichts!

Beuys also gar nichts im Abschnitt Kunst zu suchen hat. Dass seine Kisten, Stifte, Fette, Anzüge, welche als Kunst gepriesen werden, eigentlich wertlos sind. Das Beuys eine Figur der Zeitgeschichte war, aber nichts in den Kunstgeschichtsbüchern verloren hat.

Jedoch bemüht sich der Autor weiterhin, Beuys Status als Künstler zu erhalten.

Versuch der Rechtfertigung

Der Autor stellt die Frage, wie man Werke eines Künstlers ausstellen kann, der vor allem durch seine Aktionskunst definiert wird.

Gar nicht, würde ich ihm zurufen, da Aktionskram alles andere ist, aber mit Sicherheit keine Kunst.

Sein Credo "Jeder ist ein Künstler“ gilt nicht für die Inszenierung seiner Werke. Beuys ohne Beuys, das ist ein bisschen wie Milch auf Sojabasis, ein Ersatz.

Das ist, bei klarem Blick, viel mehr. Kunst kommt von Können und das besitzt nun mal nicht jeder. Wohin das "Jeder ist ein Künstler" Geschwafel geführt hat, kann man mit Schaudern in den modernen Museen bewundern. Alles ist machbar, alles ist austauschbar, keiner der Dilettanten hat den Vorrang vor dem anderen.

wo Beuys nicht ist, gibt es schlimmstenfalls gar nichts zu bestaunen.

Warum hat der Autor diesen Gedanken nicht konsequent weiter betrachtet. Schade. Er erwähnt die Kritik an Beuys Werk und bringt sie mit Begriffen wie Mythisierung und Stilisierung in Verbindung.
Jedoch braucht dies gar nicht so abgehoben betrachtet zu werden. Was wirklich kritisiert wird, auf jeden Fall von mir, ist einfach und simpel. Seine Werke haben nichts mit Kunst zu tun. Die Zeichnungen haben meiner bescheidenden Meinung nach das Niveau eines 6-Jährigen und die Objektkunst keinen Wert, da sie nichts mit Können zu tun hat und jeder sie nachahmen kann.

Kunstausstellung ohne Kunst

Besonders gut gefällt mir der Hinweis auf die 50 Videofilme, die im Rahmen der Ausstellung zu sehen sind. Ja, 50 Filme, aber kaum Zeichnungen und Skulpturen. Gerade die Werke, anhand deren man seine künstlerische Leistung beurteilen könnte, fehlen also. Lustig. Aber immerhin ist es sogar den Kuratoren aufgefallen, dass sie dem kritischen Auge mit den lächerlichen Bildern und Skulpturen wohl mehr Anreiz zur Heiterkeit, statt zum Kunstgenuss bieten würden.
Sein erweiterter Kunstbegriff, die soziale Plastik, seine politischen Aktionen sind zum Allgemeinplatz verkommen. Tausendfach kopiert, ein Teil des Marktes.
Ja. Aber viel wichtiger ist, dass sie auch ohne Allgemeinplatz und tausend Kopien kunstlos sind und keinen Museumswert besitzen. Wenn, wie der Autor so schön formuliert, ein kurzer Augenblick der Ruhe auf dem Kunstmarkt einzieht, dann wird hoffentlich erkannt, dass Nichts auch nichts wert ist.

Montag, 12. Januar 2009

Deutscher Kunstexport

Die deutsche Malerei ist stark

So die Überschrift eines Artikels heute in der FAZ. Stark was? Stark peinlich? Stark dilettantisch?

Lassen wir uns überraschen, wie der Autor dies sieht.

Es geht um eine spanische Galerie, welche ein Programm zeigen soll, welches als jung und ehrgeizig beschrieben wird.
Gut zu wissen, dass die Künstler jung und ehrgeizig sind, aber über die Qualität der Kunst sagt dies natürlich nichts aus.

Wild Horses nennt sich die Ausstellung der deutschen Maler und soll einen Einblick in die Welt der Künstler liefern. Auf diese Welt bin ich gespannt. Wilde Pferde lässt Cowboys, Salon und Whiskey erwarten.
Das hört sich gut an. Da kommen zur Eröffnung viele Leute, die einen kostenlosen Drink erhoffen. Cleverer Marketingfuchs.

Weiter im Text.

Reduktionen

Ich erfahre gerade, dass die reduzierte Formensprache das aktuelle große Schlagwort ist. Gut, dann werde ich mir die Meisterwerke dieser Reduktionskünstler mal ansehen, sie sollen ja besonders stark sein.

Warte..

Au, Au, Au.

Meine Augen schmerzen. Was soll das wieder sein? Ich kann nichts, aber auch gar nichts erkennen, was nur eine Spur von malerischer Stärke und Schönheit zeigen würde.
Bin ich denn so blind? Meine Augen sehe nur Kindergartenniveau, simpelst nachmachbar (wobei ich niemandem empfehlen kann, seine Zeit damit zu verschwenden), reduktioniert bis zur Bedeutungslosigkeit.

Holzleiste für 16.000 Euro
Normal. Sie ist ja bemalt, das sind schon mal 6000 Euro. Dann hat der große Künstler sie auch noch frei schweben lassen. Nochmal 10000 Euro drauf, Materialkosten werden nicht berechnet. Zu diesem Schnäppchenpreis gibt es noch etwas ganz tiefgründiges spendiert.
Wie der Autor meint, eine
starke Senkrechte verbunden mit einer Horizontalen bildet eine filigrane Kreuzform
Das nenne ich Tiefgang, das provoziert. Kreuze ecken immer an. Da steckt Leiden hinter. Das Leiden des Künstlers? Wer weiß dies schon?

Düstere Aussichten
Noch mehr im Angebot.
Düster-farbige Gemälde sollen zu sehen sein. Mein Auge sieht jedoch nur ein paar besonders lustlos hingeschmiert dunkle Farbkleckse. Ich kann diesen Farbklecks stundenlang anschauen, aber mir gelingt es nicht, im Gegensatz zum Autor, einen schwarzen Diamanten zu erblicken, welcher uns frech aus der Leinwand kommend anlächelt. Ich kann auch beim besten Willen nicht erkennen, warum dieses mal für das bisschen Farbe, welche nach meiner Schätzung in einer Minute auf die Leinwand geschmiert wurde, 19300 Euro verlangt werden. Von den Tausendern für die bemalte Zeitung ganz zu schweigen.

Die restlichen Werke sind vom gleichen Kaliber. Der Autor bemüht sich sehr, diese schmackhaft zu machen. Dies hat aber aus meiner Sicht nichts, aber auch gar nichts mit der Qualität der Sachen zu tun, welche hier als Gemälde bezeichnet werden.

Kunstblabla
Jetzt folgt noch eine Lehrstunde des typischen Kunstblabla, um einen künstlerischen Wert vorzutäuschen:

besessen von Oberflächen
,
deren kreisförmige Farbsphären verheißungsvoll wirken
,
die sich mit geometrischen Formen auseinandersetzen
,
kräftige unverbrauchte Malweise
und so weiter, und so fort.

Wo sind die wilden Pferde?
Ich kann nicht mehr. Was das alles mit wilden Pferden zu tun haben soll, ist mir unbegreiflich.
Man kann den Künstlern (nach meinen Kriterien haben sie überhaupt nichts mit Kunst zu tun) nur wünschen, dass sie ein paar Erfolge in Spanien einheimsen, denn wenn sich wieder Qualität und Können auf dem Kunstmarkt durchsetzt, sehe ich schwarz für sie.

Berichtslos
Wer wirklich starke Werke von jungen Talenten sehen möchte, denn kann ich auf die gerade veröffentlichten Gewinner des diesjährigen ARC-Stipendium 2008 (und des kommenden ARC Salon 2008) verweisen. Aber leider wird in den deutschen Medien über wahre Kunst nicht berichtet. Schade :-(

Samstag, 10. Januar 2009

Auf dem Weg zur abstrakten Ruhmeshalle

Ich habe Glück gehabt. Ein Artikel in der Welt hat mir die Augen geöffnet. Er hat mir gezeigt, wo die abstrakte Kunst gerade ist und wo sie hingehen wird. Ich habe das Zeug zum großen abstrakten Genie. Und dies nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret. Davon bin ich nun fest überzeugt.

Anfangs war ich noch skeptisch. Der Autor meint, die abstrakte Kunst soll weg gewesen sein und ist erst jetzt wieder zurückgekommen.
Davon hatte ich gar nichts gemerkt. Habe sie gar nicht gehen sehen. Und so weit weg war sie auf jeden Fall nicht, denn die abstrakte Kunst begegnete mir an jeder Ecke, in jeder Galerie, in jedem Museum, in den Medien. Sie lief mir immer und überall über den Weg. Nur bin ich nie drauf gekommen, sie zu greifen. Depp.

Aber vielleicht war sie auch nur aus der Sicht des Autors weg. Aber wenn sie nun, wie es scheint, zu ihm zurückgekehrt ist, ist es auch okay. So soll es denn sein.

Die Wanderschaft beginnt

Jedoch wird sie wieder auf Wanderschaft gehen. Nicht nur mir unbekannte Künstler wie Reyle, Abts und Kraus sollen die Szene mit neuem kreativem Blut bereichern.
Nein, auch ich werde wie Phönix aus der Asche nach ganz oben durchstarten. Meine Wenigkeit wird der neue Stern am Szenehimmel sein. Man wird meine abstrakten Meisterwerke vergöttern und verehren. Das wird der erhoffte Boom sein, spätere Generationen werden es als Wiedergeburt der Abstraktion preisen. Ich gehe als Grindcore Star in die Geschichtsbücher ein, da leider der Heavy Metal Star, laut einem anderen Welt-Artikel, schon vergeben ist.

Gefahr

Jedoch Achtung! Es wird vor einer Gefahr gewarnt. Die abstrakten Meisterwerke gelten bei kleinster Unachtsamkeit nur noch als dekorative Wohnzimmer Tapete ohne Sinn.

Gut zu hören. Das wird nämlich meine Marktlücke sein. Meine Tapete wird Sinn haben.
Dekorativ ist das gewöhnliche, abstrakte Werk nun wirklich nicht. Die besseren schon, aber der meiste Müll ist einfach Müll. Nicht mal als Wohnzimmer Tapete zu gebrauchen. Unsere Wände schmückt bisher auf jeden Fall noch kein verbeultes Blech des genialen Lori Hersberger.

Lori kenne ich natürlich nicht. Genauso wenig wie fast alle anderen in diesem Artikel erwähnten Genies. Noch nie gehört, obwohl die abstrakte Kunst sich immer in meiner Nähe aufhielt.

Aber wer aus verbeulten Blech Geld macht, den sollte man als aufstrebender, abstrakter Meister vielleicht doch kennen. Werde ihm mal eine Mail schreiben.

Mit Streifen zum Erfolg

Doch es ist auch von anderen Übermenschen die Rede. So von einem gewissen Reyle mit seinen Streifenbildern. Dieser soll in sensationeller Weise in den letzten Jahren die Geldbeutel der edlen Auktionskäufer nur so klimpern lassen.
Respekt dem Herrn Reyle. Das ist wirklich eine Sensation, wenn scheinbar simpelste Farbkleckse einen Käufer finden. Unglaublich, aber scheinbar wahr. Wir wollen jedoch nicht lachen, da er aufopferungsvoll die unmenschliche Arbeit auf sich nahm, sie als Streifen zu platzieren.
Auf den Zug werde ich aufspringen. Werde in brillanter Weise, ganz innovativ, farbige Querstreifen und Längsstreifen kombinieren. Diese werde ich von rechts unten nach links oben auf die Leinwand zaubern. Das wird für Furore sorgen. Vielleicht ist dies schon der ganz große Durchbruch!?

Abschaffung ohne mich

Was? Macht mir keinen Kummer. Die Wiederbelebung der abstrakten Malerei soll es eigentlich gar nicht geben.
Warum nicht geben? Ich wollte doch gerade eine große Karriere starten. Gemusterte Tapete als Moderne Kunst für 150000 Euro die Rolle anpreisen. Das war mein erstes Top-Werk.

Schließlich waren es gerade Vertreter der abstrakten Kunst, die ihre Werke zum Schlusspunkt einer formalen Entwicklung erklärt hatten. Mit diesem sollte gleich die ganze Kunstgeschichte ihre Erfüllung finden.

Au, au, Schmerz lass nach. Da platzt die Konkurrenz ja vor Selbstvertrauen und will meinen Durchbruch verhindern. Kunst am Ende. Das ist ja lächerlich, als ob jemand, der gerade bis 5 zählen kann, die ganze Mathematik abschafft.
Nein Freunde, nicht mit mir.

Heiß und Kalt

Wow, da hatte einer aber mal eine Idee. Es ist von einem Hersberger die Rede, der seine Skulpturen erhitzt hat. Da war aber einer clever. Neues zu schaffen ist ja ganz wichtig, wie mir scheint. Skulpturen (wobei ich selber dieses Wort für solche Gebilde nicht gebrauchen würde) zu erhitzen, darauf ist noch keiner gekommen. Respekt. Kein Wunder, das er ein ganz Großer der Szene ist, das nenne ich Innovation. Immerhin lässt er mir noch die Lücke offen, die Skulpturen mit Eis zu kühlen. Hoffentlich kam da keiner vor mir drauf. Schnell weg vom Laptop, erstmal Wasser ins Eisfach des Kühlschranks kippen.

So, erledigt. Eis ist im Kühlfach. Skulptur mit Eis wird eine runde Sache.
Weiter im Text.

Ernsthaft Vergessen

Nachfolgend ist von
Dogmas,
Doppelstrategien,
Aneignen und Infragestellen
die Rede. Das muss ich mir merken. Aneignen und in Frage stellen. Lernen und Vergessen kann ich jetzt schon perfekt. Ist ja so ähnlich wie Aneignen und in Frage stellen. Ich bin scheinbar schon auf dem richtigen Weg zur großen Kunst.

Was kann ich noch vom Autor lernen. Ernsthafte Kunst. Gut. Ernsthaft ist der abstrakte Künstler heutzutage. Ernsthaft kann ich auch sein. Das ist machbar.

Baustelle im Hinterhof

Was lese ich noch.

Ausstellen muss man seine kantigen Quader in Hinterhöfen. Na ja, wenn es sein muss. Dann wird halt der Hof zubetoniert und ein wunderbarer Hinterhof entstehen.
Das müsste ich im Familienrat durchsetzen können. Der Weg zum großen abstrakten Künstler ist steinig und hart. Beton ist hart. Also kann das nicht verkehrt sein.
Damit werde ich den Familienrat überzeugen.

Eitelkeit schadet

Eitel darf man neuerdings als abstrakter Künstler nicht sein. Auch kein Hindernis für mich. Werde den Hof im Schweiße meines Angesichts selber zubetonieren. Eitle Leute würden das bestimmt nicht machen. Gebongt, kriege ich hin.

Papierflieger machen reich

Weiterhin kann ich, wie es scheint, als angehendes Genie noch einiges von der erfahrenen Katja Strunz lernen. Referenziell muss mein Werk werden. Und konkret. Genauso wie ihre metallenen Pfeile oder Papierflieger.
Konkret kann ich versprechen, aber referenziell verstehe ich Einfaltspinsel natürlich wieder nicht.

Leider konnte ich früher Papierflieger nicht gerade gut bauen, aber irgendwie werde ich das schon meistern. Natürlich nicht aus Stahl, sondern aus Papier. Ja, wirklich. Aus Papier!
Da muss man erstmal drauf kommen. Papierflieger aus Papier.

Das wird irritieren, das nenne ich neue Bescheidenheit. Nicht auf dicke Hose mit Stahl und Eisen machen, sondern schön bescheiden bleiben mit einfachem Papier. Keine Eitelkeit aufkommen lassen. Damit komme ich bestimmt ganz groß raus.

Konkret unkonkret

Halt, es geht noch anders. Da habe ich ja noch mehr Möglichkeiten. Unkonkret kann man also auch sein, so wie der geniale Matthias Bitzer.

Gut zu hören, das kann ich auch. Kriege ich hin, wenn es sein muss. Kann sein, kann nicht. Manchmal ja, manchmal nein. So, aber auch anders.
Wenn das nicht unkonkret war, dann weiß ich es nicht.

Aber etwas fehlt mir zugegebenermaßen noch. Der Meister selber redet von
diffuse Signale,
Unterbewussten,
Emotion
Das sind große Worte, da bin ich noch zu unerfahren, um meine genialen Meisterwerke mit solchen Begriffen zu beschreiben.

Dröge ist hier niemand

Was muss ich nun lesen. Die abstrakte Kunst wird als dröge verschrien?

Dröge ist hier bestimmt nichts. Hier wird gehämmert, gebogen, betrogen und getäuscht, dass sich die Balken biegen.
Halt! Ein bisschen mehr Respekt für die abstrakten Meister. Bin ja bald auch einer von ihnen. Meine abstrakten Freunde verteidige ich hier mit ganz viel Gefühl. Das lasse ich mir nicht absprechen. Gefühl scheint ja auch wichtig zu sein.

Deuten ist erlaubt
"Die gegenständliche Malerei verweist dagegen nur auf eine spezifische Situation und bleibt darin verhaftet. Bei der ungegenständlichen Kunst ist die Bandbreite der Assoziationen viel größer", sagt Anselm Reyle.

Da bin ich ganz beim weisen Heavy Metal Star Reyle.
Meine Papierflieger darf jeder deuten wie er will. Da bin ich lässig und großzügig.
Für bescheidene 10000 Euro das Stück werden sie zu haben sein.
Wenn das kein Reiz ist. Dafür kriegt der Käufer auch schöne,
uneindeutige(n) Analyseangebote
serviert.
Und wenn er keine Lust mehr auf eine tiefer gehende Beschäftigung mit meinem Papiermeisterwerk hat, ist mir das, im Gegensatz zu den anderen abstrakten Meistern, schnurzpiepegal. Da sehe ich, im Gegensatz zum Autor, keine Gefahr.

Keller aufräumen

Ein letzter Ratschlag gibt der Autor mir noch mit auf den Weg. Lacke, Folie, Räder. Alles ist zu gebrauchen. Das ist gut, das macht den Einkauf billiger. Da wird schon noch was Brauchbares im Keller zu finden sein.
Nicht das alte Fahrrad einfach so als Kunstwerk preisen, sondern immer mit ernsten, stolzen Blick ein
Wechselspiel von Zuneigung und Ironie, Nähe und Distanz
schaffen.

Ich muss jedoch zugeben, noch nicht ganz in die Tiefe gedrungen sein, um zu verstehen, was damit gemeint ist. Aber wenn es das alte Fahrrad kunst- und wertvoll macht, soll es mir egal sein.

Fazit
Dem Autor meinen Dank für den Einblick in diese, mir bisher verschlossene Welt. Der abstrakte Weg wird mich leiten und zur Erkenntnis führen. Ein richtiger Künstler kann ich nie werden, da meiner ungeschickten Hand einfach das Können und das Geschick fehlt. Aber den Gipfel der abstrakten Malerei kann scheinbar jeder erreichen. Können wird nicht benötigt, nur das entsprechende Glück in der Lotterie des In- oder Out-Sein.

Freitag, 9. Januar 2009

Signaturproblem

Auf den Seiten der FAZ ist ein Artikel zu finden, der sich mit der Bedeutung und den Problemen der Signatur beschäftigt.

Ein Künstler signiert, so wie ich das sehe, in der Regel sein Werk
  • aus Stolz über seine Leistung,
  • als Erkennungs- und Versionierungsmerkmal. So kennzeichnete Alma-Tadema schon relativ früh seine Gemälde mit fortlaufender Werksnummer. Oder
  • als Urkunde zur Bekräftigung der Urheberrechte
  • oder Hemmschuh für andere, seine Leistung zu kopieren. Nicht, weil die Signatur so schwer zu fälschen wäre, bei richtiger Kunst ist die Signatur meist das einfachst zu fälschende, sondern weil eine Kopie mit nachgemachter Signatur rechtliche Probleme bereitet, wenn nicht klar erkennbar und verdeutlicht wird, dass es sich um eine Kopie handelt. Genaueres sei an dieser Stelle den Juristen überlassen.
Dies wird teilweise auch in dem Artikel erwähnt. Was mich jedoch sehr stört, ist, dass die Bedeutung der Signatur seit dem 19. Jahrhundert (in modernen Kreisen) laut Autor stark und scheinbar plötzlich angestiegen ist, ohne jedoch in dem Beitrag die offensichtliche Ursache dafür zu benennen.
Dabei ist die Signatur vor allem seit dem 19. Jahrhundert eine wesentliche Grundlage, ja geradezu ein Fetisch für das Ideal künstlerischer Individualität und Authentizität
Signaturfetisch

Es werden Beispiele von Personen beschrieben, die nach meiner Definition nichts oder wenig mit Kunst am Hut haben (zum Beispiel Andy Warhol, Joseph Beuys oder Gerhard Richter), jedoch der Signatur eines Werks offensichtlich eine besondere Bedeutung beimessen.

Es werden
  • fremde Werke mit eigener Signatur oder
  • eigene Werke mit fremder Signatur versehen,
  • Signaturstempel verwendet,
  • Werke erstellt, die nur Signaturen enthalten(was natürlich, wenn die Signaturen nicht kunstvoll sind, nichts mit Kunst zu tun hat)
  • und so weiter und so fort.
Kann gut sein, dass die 'Modernen' nichts anderes zu tun haben.

Merkwürdig finde ich jedoch, wenn das Beispiel der Aneignung als
Mit dieser geradezu revolutionären künstlerischen Praxis wurde die herkömmliche Verwendung der Signatur quasi auf den Kopf gestellt.
gekennzeichnet wird. Ich als naiver Laie sehe darin keine revolutionäre künstlerische Praxis, sondern billige Täuschung oder Betrug. Da wird nichts auf den Kopf gestellt, da wird keine Kunstwelt revolutioniert. Wenn Kunst noch mit Können zu tun hätte, würde dies niemanden, außer den Betroffenen, interessieren.

Wo geht die Crux hin?

Der wahre Grund der Crux, wie der Autor dies nennt, warum in der modernen Kunst soviel Lärm um die Signatur gemacht wird, ist er aber schuldig geblieben.

Dabei ist die Antwort doch so trivial wie offensichtlich.

Hier ist sie

Der Lärm hängt vor allem damit zusammen, dass vielfach keine Kunst gekauft und gepriesen wird, sondern dilettantische Werke ohne Können, welche nur aufgrund der aktuellen Markteinschätzung des jeweiligen Pseudokünstlers einen Wert besitzen.

Es wird der größte Müll als Kunstwerk angepriesen. Das Werk ist nichts, die Signatur alles.

Dies geht natürlich nur mit Verweis auf den jeweils aktuell ruhmreichen Pseudokünstler. Ohne diesen Verweis wäre der Wert gleich dem Materialwert.
Ein wirkliches Kunstwerk, bei dem Können die oberste Voraussetzung ist, hat seinen Wert jedoch auch ohne Signatur.

In Zeiten klareren Blicks wurde um solche Nebensächlichkeiten viel weniger Wind gemacht. Da dilettantische Kritzeleien, Schmierereien oder Basteleien nicht als Kunst betrachtet wurden, musste sich niemand die Mühe machen, diesen einen Wert zu verleihen. Seit das Nichtskönnertum Einzug in die Kunstwelt erhalten hat, ist die Signatur wohl erst zur Crux geworden.

Fehlende Gemeinsamkeit

Bevor ich es vergesse. Lächerlich finde ich den üblichen Kunstblablatrick, die 'modernen Großen', welche ich beim besten Willen nicht als Künstler bezeichnen kann, in eine Reihe mit Künstlerriesen der Vergangenheit zu setzen.

Cranach, Rubens und Rembrandt bis hin zu Warhol, Jeff Koons und Olafur Eliasson

Die Verbindung soll aufgrund der Werkstattarbeiten bestehen, die mit ihren Namen verbunden sind. Diese Verbindung ist jedoch mehr als an den Haaren herbei gezogen. Etwas gegessen haben sie alle auch schon mal ab und zu, aber deswegen einen Pseudozusammenhang aufzustellen, halte ich für sehr gewagt.

Der Autor scheint sich wenig um den bedeutenden Unterschied zu scheren, dass die Alten Meister, im Gegensatz zu den anderen Personen, ihr Handwerk so brillant beherrschten, dass sie größer waren als die Summe ihrer Angestellten.
Sie waren meist fähiger als ihre Schüler, Lehrlinge und Gehilfen und hätten die Kunst, bei genügend Zeit, noch besser und schöner alleine herstellen können. Aus Zeitmangel konnten sie manche Werke jedoch nur im kleinen Format vorbereiten und das Endergebnis mit dem letzten Feinschliff versehen.
Dieses Können sehe ich bei den drei letztgenannten Personen nicht.

Top oder Flop


Adolf Hölzel: Abstraktion II (1915/16)

So ist beispielsweise das angeblich große Werk des bedeutenden Maler, Wegbereiter und Pionier Adolf Hölzel, um nur einen Ausschnitt der Internet-Lobpreisungen zu zitieren, ohne Signatur völlig wertlos.

J.J. Wiertz: The Assassination of Marat By Charlotte Corday (1880)

Das zweite Gemälde aus dem 19. Jahrhundert hat seinen Museumswert, auch wenn der Künstler unbekannt wäre. Nicht, dass er wirklich unbekannt ist, nur ich kenne ihn nicht. Weiß jemand genaueres? Laut einer Internetseite ist dieses Bild von J.J. Wiertz, gemalt im Jahre 1880. Da ich zwar schon etwas von Antoine Joseph Wiertz gesehen habe, aber von J.J. Wiertz noch nie was gehört oder gelesen, weiß ich nicht, ob dies stimmt. Vielleicht ist es sein Sohn?

Die theatralischen Gesten, welche die Erfassung der Mörderin Marats, Charlotte Corday, begleiten, entsprechen zwar nicht mehr dem heutigen Geschmack; meinem auch nicht ganz. Aber das Gemälde beeindruckt immer noch aufgrund des großen Könnens, welches hier offensichtlich ist.

Montag, 22. Dezember 2008

Ich sehe die Millionen nicht

Medien-Blindflug

Die Lobhudelei der Medien über die moderne Kunst ist manchmal unglaublich. Mal ist es hochtrabend mit scheinbar viel Tiefgang formuliert. An anderer Stelle wird mit überschwänglichsten Worten in den Himmel gelobt, dass man kaum noch glauben kann, sich auf dem Boden der Tatsachen zu bewegen.
Immer jedoch tritt eine große Überraschung auf, wenn das Geschriebene mit den realen Werken verglichen wird.
Dann ist es nicht zu begreifen, warum man soviel kaschierende Worte für ungeschickteste, dilettantische, meist hässlich und oft lächerlich wirkende Werke verwendet. Warum nicht das Ding beim Namen nennen, anstatt es verzweifelt schön zu reden.

Ein Beispiel ist der FAZ-Bericht über die große Dame der abstrakten Malerei. (Onlineartikel)

Helen Frankenthaler

Beschrieben ist eine Ausstellung in der New Yorker Gallerie Knoedler. Präsentiert wird dort die Grand Dame Helen Frankenthaler. Habe ich als Einfaltspinsel natürlich noch nie gehört. Dies wird wohl daran liegen, dass ich die Kapitel der modernen Malerei bisher immer überschlagen habe. Aber ich bin ja hier, um zu lernen.

Sie scheint auf jeden Fall eine selbstbewusste Frau zu sein, da sie die Crème de la Crème der modernen Malerei, de Kooning und Pollock, schon weit hinter sich gelassen hat.

Von Bergen und Seen

Andreas Achenbach: Norwegische Gebirgslandschaft (1840)
Öl auf Leinwand - 92 x 131,5 cm

Ihr berühmtestes Gemälde Mountains and Sea hat sie schon 1952 geschaffen. Woow, Berge und Seen und eingeschlagen haben soll es wie eine Bombe. Jetzt bin ich neugierig geworden und habe die Suchmaschine angeworfen.
Mir schwebt etwas in der Kategorie eines Andreas Achenbachs vor, aber upps, was sehe ich da? Nein, kann nicht sein. Ein Rorschach-Test in bunt. Ein paar unkoordiniert hingeschmierte Farben und zittrige Striche. Da muss ich mich wohl vertippt haben. Komisch, kriege diesen Rorschach-Test schon wieder. Dann muss im FAZ Artikel ein Schreibfehler vorliegen. Nicht aufregen, weiter lesen.

Akrobatische Kunst und Erfindergenie

Frau Frankenthaler muss einen guten Rücken haben, wie Horst Schlemmer sagen würde. Sie arbeitet nur auf dem Boden. Respekt, und das in ihrem hohen Alter.
Und sie hat etwas erfunden. Alle Großen der Großen pilgerten damals zu ihr, um die Lösung dieses Geheimnis im Stillen zugeflüstert zu bekommen.
Sie hatte es tatsächlich geschafft, dass die Farbe in die Leinwand einzieht.
Wahnsinn, Farbe zieht in die Leinwand ein und bleibt dadurch auf der Leinwand erhalten.
Damit hat sie die Brücke zu den Altmeistern der früheren Jahrhunderte gefunden, deren Farbe auch teilweise sogar heute noch, nach all den Jahrhunderten, auf den Gemälden zu erkennen ist. Ich bin geplättet. Soviel Erfindungsgeist hätte ich nicht erwartet. Unser Anstreicher bekommt das höchstens mit Tapete hin, aber Leinwand, da muss erstmal einer drauf kommen.

Eingezogene Farbe auf Leinwand ist wirklich große Kunst. Da wundert es mich nicht, und der lieben Redakteurin natürlich auch nicht, dass jedes ihrer Werke Minimum 2 Millionen Dollar kostet.

Kindergarten träumt vom Westen

Albert Bierstadt: Rocky Mountains (1866)

Ein weiteres, scheinbar fast genauso geniales Bild wie die Berge und Seen scheint Western Dream von 1957 zu sein. Western Dream. Da werde ich an die Hudson River School erinnert, welche in Pionierarbeit den Westen der USA erkundete und den staunenden Menschen, in einer Medienzeit des Schwarzweiß ohne Bildüberflutung, das unbekannte Land in einer seiner ganzen Farbenpracht näher brachte. Und Frau Frankenthaler hat auch so ein Meisterwerk geschaffen.
Aber irgendwie ist heute der Wurm drin. Ich werde auf der FAZ Seite immer wieder zu einer Kindergartenarbeit des größten Rabauken der Gruppe verwiesen. Da hat der gute 4-Jährige zwar einiges an Farbe in die Leinwand einziehen lassen und er wird es wohl auch auf dem Boden (und, da er es nicht lassen konnte, hat er auch die Wand des Kindergartens gleichzeitig mitgenommen) gemalt haben, aber, mit Verlaub, die Arbeiten der Mädchen seiner Gruppe sind wohl um einiges angenehmer zu betrachten. Unser Chaot hat einfach ein paar braune, rote und blaue Flecken, während er gerade sein Butterbrot aß, auf die Leinwand geworfen.
Und, wie es in dem Alter üblich ist, ein paar angedeutete Augen und ein, zwei Käfer zustande gebracht. Das reichte ihm.

Millionen Dollar verschwunden

Mir reicht es bald. Ich würde gerne das große, millionenschwere Meisterwerk sehen und nicht dieses von der Redaktion versehentlich vertauschte Kindergartenbild eines ihrer 4-jährigen Sprösslinge.
Was lese ich da?
von jedem naturalistischen Detail befreit

Dies kann ich nur bestätigen. In dem Alter kann man aber auch noch nicht mehr erwarten.
Und überraschend finde ich es, genauso wie sie, wenn hier in aller Öffentlichkeit die privaten Bilder der Kinder der Redaktion gezeigt werden. Wirklich eine
überraschende Intimität

Dollar im Quadrat aufgetaucht

Es ist noch von Provincetown I aus dem Jahr 1961 die Rede. Wieder Bild vertauscht, wieder millionenfach in jedem Kindergarten täglich zu sehen. Wieder ein paar zittrige farbige Linien hingeschmiert, andeutungsweise ein Viereck gemalt. Das alleine ist schon 1,5 Millionen Dollar wert. Dann aber noch der blaue Fleck in der Mitte und siehe da, schon die 2 Millionen Grenze erreicht. Jetzt noch links unten ein roter Klecks und das Bild ist schon 2,5 Millionen Dollar. So wird Geld verdient.
Wie steht es so schön geschrieben:
symmetrische Elemente mit dynamischen ein farbkräftiges Spiel

Muss ich ihr teilweise wirklich recht geben. Das angedeutete Viereck ist nicht wirklich parallel, aber die große Künstlerin hat die Strapazen auf sich genommen, die vier Striche jeweils gegenüber zu setzen.
Das ist Kunst, das ist Symmetrie. Auf die Idee muss man kommen, obwohl eine fünfte Ecke das Bild wahrscheinlich nochmal um 500000 Dollar wertvoller gemacht hätte. An der falschen Ecke mit der einsickernden Farbe gespart.
Was sie mit dynamisch meint, weiß ich nicht, aber von farbkräftig kann man bei diesen paar mickrigen, unharmonischen Farbflecken nicht wirklich sprechen.

Kunstblabla mit alten Meistern

Aber ich habe keine Lust mehr, würde gerne die Meisterwerke der Frau Frankenthaler sehen und nicht die versehentlich vertauschten.
Wie dem auch sein, die Redakteurin bringt zum Schluss, als Krönung ihres Kunstblabla, das übliche Gefasel, dass die Malerin angeblich auf ihren Reisen von den alten Meistern gelernt hat. Also in einer Tradition mit diesen steht. Wie man dieses ernsthaft schreiben und behaupten kann, ist mir völlig schleierhaft. Mehr Welten als zwischen einem Rembrandt oder einem akademischen Maler des 19. Jahrhunderts und dieser Grand Dame kann es nicht geben.

Freitag, 21. November 2008

Gute Freunde stehen zusammen

Von Kanzlern, Mediengurus und Professoren

Was sehe ich heute als Schlagzeile in der Onlineausgabe der Bildzeitung? Wie der Zufall es will, wieder etwas zur Düsseldorfer Kunstakademie.

Ein, wie ich finde, hässliches, ungeschickt gemaltes Bild eines Totenkopfs. Ein Vanitas Bild der schlechten Sorte.

Ich vermute, dies ist von einem pubertierendem 13-jährigen Gothicanhänger, der seine Kunstlehrerin im Kunst Grundkurs erschrecken möchte. Die schön verstreuten schwarzen Riesenkleckse bestätigten dies nur.
Aber halt, was lese ich da. Es ist von einem Malerfürsten!?

Ein sehr frühes Werk des damals 4-jährigen Hans Makart oder Franz von Lenbach etwa?

Nein. Jetzt lese ich genaueres. Es ist vom "Maler-Fürst Prof. Markus Lüpertz", dem Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Ach so, ob er ein Fürst ist, weiß ich nicht, aber mit Malen, wie ich es verstehe, hat dies nichts zu tun. Oh, es haben sich sogar Gäste die Mühe gemacht, ihr warmes Heim zu verlassen, um dieses so wunderbare Beispiel des dilettantischen Realismus zu betrachten. Es werden wohl seine Freunde sein. Stimmt.

Rosarote Brille festigt Freundschaft

Der Herr Alt-Kanzler Schröder hat etwas zu sagen:
„Der Totenschädel ist eine Form ohne Inhalt. Vielleicht ist es als Kritik an Medien, Gesellschaft und Politik gemeint.“

Verstehe, "Form ohne Inhalt". Form, sehr richtig, die ließ sich nicht vermeiden. Aber ohne Inhalt finde ich etwas unverschämt. Der Totenkopf ist schon halbwegs zu erkennen. "Vielleicht ist es...", vielleicht auch nicht. Egal, das Bild wird dadurch auch nicht besser. Eben das typische Kunstblabla, um einem ungeschickten Bild einen Wert zu geben.

Bild-Chef Diekmann hat auch eine Meinung:
„kantig, wuchtig, hart, ehrlich“

Guter Mann. "kantig", da kann ich ihm nur zustimmen. Kantig ist die Malweise auf jeden Fall. "wuchtig" finde ich unpassend, egal, aber "hart" ist es, so etwas Anpreisen zu müssen und "ehrlich" ist der Maler auf jeden Fall, da er sein Können ohne Angst frei zur Schau stellt.

Ernst nehmen muss man solch eine Lobhudelei nicht. Bedenklich stimmt es aber schon, wenn im deutschsprachigen Raum, soweit mir bekannt, keine Akademie/Hochschule mehr existiert, bei der Kunst noch mit Können in Verbindung gebracht wird. In China, Russland, Italien und dem englischsprachigen Raum (siehe Link) ist dies noch oder wieder teilweise anders.