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Dienstag, 30. Dezember 2014

Hamburger Kunsthalle - Teil 4 (Ende)

Makart-Saal 

Für den Liebhaber der Salonmalerei ist der Makart-Saal Höhepunkt des Hamburger Museumsbesuchs. Hier wird getrauert, gefeiert, geliebt, gekämpft, gebetet, geheilt, gefeilscht und gelacht. Das Leben pulsiert und Geschichten werden erzählt. Man taucht ein in andere Zeiten und leidet die Schicksale vieler mit. In diesem Raum findet man Salonmalerei auf höchstem Niveau.
Die Gemälde sind sorgfältig geplant, mit Studien und Kompositionsentwürfen vorbereitet, vollendet umgesetzt bis ins kleinste Detail. Ein Aufwand, der, mit den Impressionisten beginnend, als veraltet und zu starr empfunden wurde.
Präsentiert werden die Werke wie in einem Salon des 19. Jahrhunderts. Nicht nur in einer Ebene wie in den anderen Sälen, sondern in zwei, die oberen Bilder weit über den Köpfen hängend. Zur damaligen Zeit wurde es teilweise ins Extrem getrieben, kein Zentimeter der Wand war unbenutzt.

Impressionen
Makart-Saal
Impressionen
Hans Makart (1840 - 1884):
Fast 50 Quadratmeter nimmt das riesige Gemälde Makarts (5,2 x 9,5 Meter) in Beschlag. Das mit Abstand größte Bild des Museums. Die Idee für dieses Gemälde soll er den Tagebuchnotizen Albrechts Dürers (Tagebuch der Reise in die Niederlande) entnommen haben. Wer genau hinschaut, kann Dürer in der Mitte der linken Tribüne erkennen.
Eine pikante Note bekam das Gemälde, weil Makart den nackten Ehrenjungfrauen die Gesichter der schönsten Damen der Wiener Gesellschaft gab.
Aus der Mode gefallen, lag es viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg eingemottet im Magazin, ehe der Epos nach weiterreichenden Restaurationsarbeiten 1981 wieder das Licht der Welt erblickte.
Hans Makart - Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen (1878)
Hans Makart - Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen (1878) - Ausschnitt

Hermann Steinfurth (1823 - 1880):
Online gibt es zu Hermann Steinfurth kaum Informationen. Wer war er, wie ist sein Leben verlaufen, wo lernte er und wer beeinflusste ihn? Man kann nur eines mit Sicherheit sagen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war er ein klassizistischer Maler. Vielleicht Schüler Kaulbachs?
Die Komposition mit den großen, gestellten Gesten entspricht nicht mehr ganz unserem heutigen Geschmack. Aber umgesetzt ist es vorzüglich. Die Gewänder sind wunderbar gemalt und Studien zu diesem Gemälde waren bestimmt von hoher Qualität.

Hermann Steinfurth - Diana wird von Aktäon im Bade überrascht (1847)

John Rogers Herbert (1810 - 1890):
Angst vor großen Themen hatte Herbert nie. Jedoch gilt das Gleiche wie für Steinfurth. Seine krampfhaft in die Dreiecksform hineingezwängte Komposition lässt die Verkündung durch Moses doch arg gekünstelt erscheinen. Wie man solche Massenszenen natürlicher gestaltet, kann man nachfolgend bei Alma-Tadema sehen.

John Rogers Herbert - Moses mit den Gesetzestafeln (1866-67)

Lawrence Alma-Tadema (1836 - 1912):
Alma-Tadema, einer der Großmeister der Salonmalerei, ist seit Jahren einer meiner Lieblingsmaler. Seine Prozessionsbilder gehören zu den besten, die sich solch einem Thema widmen. Die Hamburger Kunsthalle kann hier sogar gleich zwei dieser Schmuckstücke präsentieren. Ich kannte sie bisher nur aus Abbildungen und war über das relativ kleine Ausmaß überrascht. Bei den vielen Details hätte ich größere Gemälde erwartet. Aber die Wirkung wird live dadurch nicht geschmälert. Vor allem der Bacchus-Zug hat es mir angetan und hat es nicht ohne Grund auf den Umschlag einer Alma-Tadema-Biographie geschafft.

Lawrence Alma-Tadema - Eine Weihung des Bacchus (1889)
Lawrence Alma-Tadema - Das Fest der Weinlese (1871)
Lawrence Alma-Tadema - Ausschnitte

Jean-Léon Gérôme (1824 - 1904):
Die Dame ist entblößt und den Blicken der über sie urteilenden Herren ausgeliefert. Dieses Motiv fesselte Gérôme und hielt es in mehreren seiner Gemälde fest. Meist waren es Szenen eines Sklavenmarkts, bei denen die nackt vorgeführte Frau solvente Käufer anlocken sollte. 
Hier ist jedoch etwas ganz anderes dargestellt. Nämlich ein gewagter Drahtseilakt des Anwalts der angeklagten Phyrne. Ihre unverhüllte Schönheit sollte die Jury überzeugen, eine Priesterin der Göttin Aphrodite vor sich zu haben. Wer wagt es schon, solch eine göttlich Gesandte zu verurteilen? Die Juristenfinte glückte und die überraschte Altherrenriege sprach das leichte Mädchen frei. 

Jean-Léon Gérôme - Phryne vor den Richtern (1869)
Jean-Léon Gérôme - Phryne vor den Richtern (1869) - Ausschnitt

Oswald Achenbach (1827 - 1905):
Vom großen Düsseldorfer Landschaftsmaler sind drei Gemälde über einer der Eingangstüren zu finden. Leider zu hoch, um sie mit dem Auge näher zu betrachten, aber die Kamera hilft hier zum Glück ein wenig weiter. Dargestellt sind die typischen, in stimmungsvollem Licht eingetauchten italienischen Ansichten, für die Achenbach in Deutschland berühmt war. 

Oswald Achenbach - Die Engelsburg in Rom (1883)
Oswald Achenbach - Landschaft in der Nähe von Rom (um 1853)
Oswald Achenbach - Strand bei Neapel (1877)

Ludwig Knaus (1829 - 1910):
Knaus war einer der populärsten Maler des Kaiserreichs. Seine lieblichen Genrebilder kamen gut bei dem Publikum an. Hier wurde der Betrachter nicht mit Problemen überhäuft, sondern konnte sich an kleinen Anekdoten, Festen, Jahrmärkten oder spielenden Kindern erfreuen.
Das Leben bereit genug Probleme, warum nicht in die kleine heile Welt des Künstlers eintauchen. Sein Drehorgelspieler der Hamburger Kunsthalle hat es sogar auf eine Briefmarke geschafft, wie man hier sehen kann.

Ludwig Knaus - Der Leierkastenmann (1869)

William Dyce (1806 - 1864):
Der Schotte William Dyce war gläubiger Katholik und malte viele Gemälde mit religiösen Themen. Hier ist eine Szene aus dem 2. Buch der Könige des alten Testaments abgebildet (2. Könige 13: 14-19), in dem der Prophet Elischa (oder Elisa) den König von Israel, Joas, aufforderte, einen Pfeil aus dem Fenster zu schießen. Dies sei ein Zeichen, dass er mit Jehovas Hilfe die Syrer besiegen wird. Ganz verständlich wäre mir die Symbolik nicht gewesen, aber die leuchtenden Augen des Schützen strahlen Zuversicht und Überzeugung aus. 
Anmerkung: Warum das Bild grünlich schimmert, ist mir schleierhaft. In meinem Original ist davon nichts zu sehen. Scheinbar bearbeitet blogger beim Hochladen die Farben, aber nur hier fällt es wirklich auf. Komisch.

William Dyce - Joas schießt den Pfeil der Erlösung (1844)

Guillaume Bodinier (1795 - 1872):
Bodinier war ein Schüler Guérins, so wie die weltberühmten Maler Eugène Delacroix und Théodore Géricault. Im Gegensatz zu ihnen ist Bodinier völlig unbekannt. An seinem technischen Können kann dies nicht liegen. Seine Spezialität scheint die Darstellung weißer Stoffe zu sein, wie man an dem hier abgebildeten Werk oder auch am Louvre-Bild sehen kann.

Guillaume Bodinier - Drei Frauen am Brunnen hören einer Alten zu (1832)

Carl Wilhem Hübner (1814 - 1879):
Das Motiv der trauernden Witwe, welche mit ihren Kindern in eine ungewisse, wenig positives verheißende Zukunft blickt, ist von Hübner wiederholt dargestellt worden. Die Hamburger Version unterscheidet sich nur unwesentlich von einem Gemälde aus dem vorherigen Jahr, welches hier zu sehen ist.

Carl Wilhelm Hübner - Die trauernde Witwe (1852)

Benjamin Vautier (1829 - 1898): 
Der Schweizer Vautier war in Deutschland wohlbekannt, weil er an der damals weltberühmten Kunstakademie in Düsseldorf studierte und später auch unterrichtete. Wie für viele dort ausgebildete Maler Standard, pflegte auch Vautier mit Vorliebe die Genremalerei. Dabei bediente er sich manches Mal des Rokoko, so auch in der hier gezeigten, vorzüglich gemalten Hochzeitsfeier.

Benjamin Vautier - Der Toast auf de Braut (1870)
Benjamin Vautier - Der Toast auf de Braut (1870) - Ausschnitt

Louis Gallait (1810 - 1887):
Gallait 1841 vollendetes Gemälde der Abdankung Karls V war ein wegweisendes Werk, welches die Historienmalerei veränderte. Von revolutionär ist die Rede. Mir scheint es aber vor allem die Summe der kleinen Änderungen zu sein, welche dieses Gemälde so bedeutend machte. Etwas realistischer komponiert, etwas genauer recherchiert, etwas farbenreicher dargestellt.
Das Bild der Kunsthalle ist eher ein Genrebild, in dem das trauernde Musikerpaar, vielleicht herumziehende Zigeuner, in schwerer Stunde Trost bei der Musik suchen. Was genau geschah, bleibt im Verborgenen. Vielleicht ist gerade ihr einziges Kind verstorben.

Louis Gallait - Trost im Kummer (um 1852)
Louis Gallait - Trost im Kummer (um 1852) - Ausschnitt

Giovanni Segantini (1858 - 1899):
Und noch eine Trauerszene. Eltern weinen um ihr verstorbenes Kind und suchen Trost in ihrer Religion. Technisch ist es, Sengantini-typisch, weniger vollendet gemalt als zum Beispiel Gallaits Gemälde. Aber dies stört überhaupt nicht, denn die Bildwirkung mit dem helldunkel-Kontrast ist fantastisch.
Die Eltern sind noch in ihrem dunklen Trauerloch gefangen. Jedoch verkündet das sie umgebende Weiß, Sinnbild für die Unschuld des Kindes und Teilnahme am Göttlichen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sei es im Himmel oder auf Erden.

Giovanni Segantini - Glaubenstrost (1897)

Ernest Meissonier (1815 - 1891):
Auch im Makart-Saal ist eine Soldatenszene Messioniers zu finden. Ein wenig großformatiger (73 x 62 cm) als die kleinen Miniaturmeisterwerke, die wir im vorherigen Teil kennengelernt haben, aber nicht viel. Der langweilige Soldatenalltag wird durch eine kleine Porträtskizze des lässig posierenden eitlen Pfaus aufgelockert. Ein Bild im Bilde, und, wer im Original genau hinschaut, erkennt ein weiteres rechts an der Wand.
Achja, und noch etwas für die Buchhalter unter uns: der Künstlername ist, wie ich gerade sehe, auf der Plakette falsch (mit zwei n statt mit einem) geschrieben. Dies scheint aber in den letzten 100 Jahren, falls der Rahmen Original ist, niemanden gestört zu haben.

Ernest Meissonier - Das Porträt des Serganten (1874)
Ernest Meissonier - Das Porträt des Serganten (1874) - Ausschnitt

An meiner Abbildung des Gebets, gemalt vom großen französischen Salonmaler Gérôme, kann man wunderbar erkennen, welch unterschiedliche Varianten bzgl. Farbgebung und Helligkeit ein und desselben Gemäldes im Internet existieren. Aufgrund der Bearbeitungsmöglichkeiten mit Software kann jeder sein Bild so hochladen, wie es den eigenen Vorstellungen entspricht.
Ich bin mir sicher (und habe es auch hier bestätigt bekommen), dass meine verschwommene Abbildung den Farbwert und die Helligkeit des Gemäldes halbwegs real wiedergibt. Meist kursiert das Werk aber in viel hellerer Farbgebung. Wer wunderbare Detailaufnahmen sehen möchte, die man vor Ort mit bloßem Auge weit unter dem Bild stehend nicht erkennen kann, schaue zum Vergleich hier. Vielleicht die dort gezeigte Version eher dem Zustand des Gemäldes vor 150 Jahren, zur Zeit seiner Entstehung.

Jean-Léon Gérôme - Das Gebet (1865)

David Wilkie Wynfield (1837 - 1887):
Wieder mal eine kleine Kostbarkeit gefunden. Der Maler Wynfield war mir bisher völlig unbekannt. Aber das Gemälde der Kunsthalle zeigt beeindruckend, welch Meister er war. Die Farbgebung ist fantastisch und das Gemälde bis ins Kleinste vollendet. Die Figuren sind lebendig und die Stoffe in Perfektion gemalt.

David Wilkie Wynfield - Der Anfang des englischen Handels im Wollgewerbe (1881)

George Dunlop Leslie (1835 - 1921):
Leslie ist der Maler der Frauen. Auf fast all seinen Gemälden sind ausnahmslos junge Mädchen oder Frauen abgebildet. Ein männliches Wesen findet man so gut wie nie. So wundert es nicht, auch hier im Hamburger Bild vier junge Damen zu erblicken. Nicht, das ich es vorher wusste, aber in dem fantastischen Gemälde ist die Königstochter Nausikaa an einem Fluss dargestellt, kurz bevor sie dem schiffbrüchigen Odysseus begegnet.

George Dunlop Leslie - Nausikaa und ihre Dienerinnen (um 1870)
George Dunlop Leslie - Nausikaa und ihre Dienerinnen (um 1870) - Ausschnitt

Henriette Browne (1829 - 1901):
Zum krönenden Abschluss das in meinen Augen beste Gemälde der ganzen Sammlung. Henriette Brownes barmherzige Schwestern. Mit diesem Meisterwerk ist sie von 0 auf 1 in meiner Hitliste der besten Malerinnen aller Zeiten gestiegen.
Die unterschiedlichen Weißabstufungen sind fantastisch gemalt. Die Flügelhaube der vorderen Nonne leuchtet so nuanciert fein, dass ich vor dem Gemälde stehend kaum glauben konnte, was ich sah. Der blasse Gesichtsausdruck des Kindes, das weiße Tuch, die helle Decke, das leichte Nachthemd. All das ist brillant gemalt und zeugt von spielender Beherrschung der Technik. Das Bild fesselt sowohl von der Umsetzung her als auch vom Thema.

Henriette Browne - Die Barmherzigen Schwestern (1859)
Henriette Browne - Die Barmherzigen Schwestern (1859) - Ausschnitt

Fazit

Die Sammlung der Hamburger Kunsthalle gehört zu den besten im deutschsprachigen Raum. Wer die Hansestadt besucht und das Museum verpasst, dem entgeht etwas. Meine kleinen, verrauschten Abbildungen können nur eine Idee von den Gemälden liefern. Die Betrachtung der großen Kunst der akademischen Maler des 19. Jahrhunderts live und in Farbe ist durch solch einen Onlineauftritt nicht zu ersetzen. Also auf nach Hamburg!

Sonntag, 7. November 2010

Dortmund: Museum für Kunst und Kulturgeschichte

In der Dortmunder Innenstadt ist eine der größten Einkaufstrassen in ganz NRW zu finden. Geschäft reiht sich an Geschäft und die shoppingbegeisterte Ehefrau ist kurz vorm Einkaufswahn. Doch wohin flüchten? Wer bietet dem Verirrten eine ruhige Zuflucht, um dem wilden Gedränge und Geschiebe zu entkommen. Kirchen sind hierfür wahrlich nicht schlecht, aber für längere Aufenthalte meist zu kalt. Für uns Kunstinteressierte gibt es zum Glück noch eine andere wunderbare Möglichkeit.

Das Museum. Glücklicherweise ist ein paar Schritte von der Einkaufshektik entfernt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu finden. Man tritt ein und siehe da, Ruhe. Endlich. Ein paar der dort angestellten Damen unterhalten sich leise. Das war's. Ansonsten fast keine Besucher. Eben das typische Bild eines Museum, welches nicht zu den bekannten Anlaufstellen wie die Nationalgalerien in Berlin, Pinakotheken in München oder das Ludwigforum in Köln gehört. Mit kreativem Rahmenprogramm wie Kindergeburtstage, Hochzeiten oder ähnliches wird versucht, weitere Zielgruppen ins Museum zu 'locken'.

Locken musste mich niemand. Mein Begehr war einfacherer Art, nämlich nochmals die kleine aber feine Gemäldesammlung des 19. Jahrhunderts zu betrachten. Diesmal mit Kamera und Stativ ausgerüstet. Einem leider etwas zu kleinem Stativ. Nahaufnahmen waren deshalb nicht möglich. Aber besser als gar nichts.

Die Homepage des Museums geizt, mir unverständlich, mit Bildern ihrer Sammlung. Es werden zwar die verschiedenen Abteilungen erwähnt, aber nicht mit den Geschmack auf das Original anregenden Fotos unterstrichen. Im Text werden fast beiläufig ein paar Namen (Friedrich, Clorinth, Slevogt) erwähnt, aber nur zwei kümmerliche Bilder sind auf der Homepage (siehe hier) zu finden.

Dabei hat das Museum doch einiges mehr zu bieten als den bekannten Caspar David Friedrich und das Dreigestirn des deutschen Impressionismus (Clorinth, Liebermann und Slevogt) mit ihren für meine Augen meist halbgaren Skizzen.

Nämlich akademische Meister der vordersten Reihe:

Balthasar Denner (1685-1749)
Balthasar Denner (1685-1749) - Bildnis einer alten Frau
Öl auf Leinwand

Beginnen möchte ich mit einem Falschparker. Jemand, der sich durch die Hintertür in die Sammlung geschlichen hat und zum Glück dort belassen wurde. Balthasar Denner. Der Meister ist nämlich über hundert Jahre vor dem 19. Jahrhundert geboren. Denner war zu seiner Zeit ein sehr gefragter Maler. Warum, ist offensichtlich. Seine bis ins kleinste Detail gehenden Bilder wirken auch nach mehr als 200 Jahren unglaublich lebendig und faszinierend. Seine Spezialität war wohl die Darstellung älterer, vom Leben gezeichneter Damen. So wie die hier Abgebildete.

Balthasar Denner (1685-1749) - Bildnis einer alten Frau
Ausschnitt

Ein sehr ähnliches Gemälde (Link) befindet sich zum Beispiel in der Eremitage in St. Petersburg. Qualitativ spielt das Dortmunder Bild (nicht mein Foto, da kommt es nicht ganz so rüber) fast in der gleichen Liga.

Carl Hasenpflug (1802-1858)

Carl Georg A. Hasenpflug (1802-1858) - Klosterruine im Schnee (1849)
Öl auf Leinwand

Als ich dieses Bild zum ersten Mal sah, dachte ich, es wäre ein Lessing. Dieses verlassene Kloster mit seiner Winterlandschaft ist doch zu typisch für Lessing gewesen. Aber es stammt von einem anderen Zeitgenossen der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. Carl Hasenpflug. Dieser war vor allem für seine Architekturmalerei bekannt, wurde aber, wie Wikipedia lehrt, durch die Bekanntschaft mit dem vielleicht größten damals lebenden Deutschen Maler zu romantischeren Themen bekehrt. Durch genau jenen Carl Friedrich Lessing. Zum Glück, würde ich behaupten. Denn ansonsten würde dieses kleine Meisterwerk nicht entstanden sein.

Carl Georg A. Hasenpflug (1802-1858) - Klosterruine im Schnee (1849)
Ausschnitt

Anton von Werner (1843-1915)

Vom Großmeister aus Berlin sind zwei Bilder zu sehen. Eine kleine, einfach Studie eines Hausmädchens und ein als Geschenk für seine Frau gedachtes Gemälde ihrer ältesten (glaube ich auf jeden Fall aus dem Gedächtnis heraus) Tochter.

Anton von Werner (1843-1915) - Hausmädchen im Garten (Studie) (1898)
Öl auf Pappe

In der Studie hat von Werner mit wenigen, vollen Pinselstrichen (impressionistisch würde man heute sagen) die Kleidung gemalt und etwas detaillierter das Gesicht umgesetzt.

Anton von Werner (1843-1915) - Hausmädchen im Garten (Studie) (1898)
Ausschnitt

Nichts, was er je als eigenständig auszustellendes Bild gedacht hätte, aber wofür man als Museumsbesucher doch dankbar ist.

Anton von Werner (1843-1915) - Hausmädchen im Garten (Studie) (1898)
Ausschnitt

Viel vollendeter ist das Geschenk an seine Frau gemalt. Obwohl nur für den privaten Gebrauch gedacht, zeigt es den großen Könner.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Öl auf Leinwand

Die melancholisch blickende Tochter (ungewöhnlich, man erwartet eher ein 'oberflächlich' lachendes Mädchen), mit dem halboffenen Buch in der einen, das Gesicht auf die andere Hand gestützt, scheint tief in Gedanken versunken.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Ausschnitt

Für das plätschernde Bächlein oder das leuchtende Blattwerk scheint sie kein Auge zu haben. Ihre Gedanken sind gerade in einer ganz anderen Welt versunken. Wollen wir sie dort in Ruhe lassen und leise einen Schritt zurücktreten, um das Bild im Detail zu bewundern.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Ausschnitt

Fantastisches Farbgefühl zeigt von Werner hier gepaart mit stofflicher Greifbarkeit. Das Moos auf den Steinen wirkt noch ganz feucht und der Schaum des herab fließenden Wasser scheint aus dem Bild zu rinnen.

Anton von Werner (1843-1915) - Tochter Hildegard (1893)
Ausschnitt

Dies ist hohe Kunst, mehr eben als ein 'gewöhnliches impressionistisches' Bild, welches meist ein paar nette Farben zu bieten hat aber nicht mehr.

Arthur Kampf (1864-1950)

Nebenan findet sich ein sehenswertes Gemälde von Kaiser Wilhelm I ( Wilhelm I auf dem Katafalk von 1888 - Öl auf Leinwand). Mal nicht gemalt von Anton von Werner, sondern von Arthur Kampf. Da der Maler noch keine 70 Jahre verstorben ist, kann ich dies hier leider nicht abbilden. Im Netz kursiert jedenfalls eine leicht andere Version dieses Gemälde von Kampf (siehe zum Beispiel hier), er scheint es also in mehreren Versionen gemalt zu haben.

Franz von Lenbach (1836-1904)

Franz von Lenbach - Bismarck - Ausschnitt

Von Lenbach darf natürlich auch kein Bild in einer Sammlung der bekannten Meister des 19. Jahrhunderts fehlen. Dortmund hat ein großes Bild Bismarcks aus Lenbachs Hand zu bieten. Bei einem Porträt von Lenbach bildet meist das Gesicht den Anziehungspunkt. So auch hier. Bismarck sitzt müde und kaputt in seinem Sessel. Er wirkt ausgelaugt und krank. Die Augen schauen einen fragend an, warum man ihn in seiner Ruhe stört. Das Foto ist leider leicht verschwommen und wird dem Gemälde nicht ganz gerecht.

Gotthardt Kuehl (1850-1915)

Gotthardt Kuehl (1850-1915) - In der Leihanstalt (um 1873)
Öl auf Leinwand

Eines der wenigen 'Problem'-Bilder der Dortmunder Sammlung ist das Gemälde des Dresdener Maler Gotthardt Kuehl. Geflüchtet von den Blicken Bismarcks bin ich in dieses Pfandhaus eingedrungen, dort, wo verzweifelte, meist ältere Damen ihr letztes Hab und Gut beleihen müssen. Diese Thematik war vor allem in der Mitte des 19. Jahrhundert häufig zu sehen. Einer der bekanntesten Maler solcher Szenen war Carl Wilhelm Hübner. Kuehls Szene wirkt weniger Bühnenhaft und insgesamt lebendiger als zum Beispiel Hübners ca. 30 Jahre vorher entstandenes Werk - Die Schlesischen Weber von 1844.


Konrad Dielitz (1845-1933)

Konrad Dielitz (1845-1933) - Porträt Julie Hiltrop (1797-1876) (1882)
Öl auf Leinwand

Über den Berliner Dielitz sind recht wenig Informationen im Netz zu finden. Er muss ein gefragter Porträtmaler gewesen sein, der sich jedoch auch dem völlig konträren Gebiet der historisch, mythologischen Welt widmete. Im Dortmunder Museum habe ich sein Gemälde eher zufällig gesichtet. Wollte die Sammlung schon verlassen, da sah ich hell erleuchtet in einem Ausstellungs-Wohnraum des 19. Jahrhundert sein Bild der Frau Hiltrop als Einrichtungsgegenstand hängen. Ich hoffe, dieses Foto bietet halbwegs einen Eindruck von der hohen Qualität der Malerei.

Anselm Feuerbach (1829-1880)

Von Feuerbach sind mir zwei Gemälde aufgefallen.

Anselm Feuerbach - Nanna Profil nach rechts (1862)
Öl auf Leinwand

Das Porträt seiner Nanna habe ich schon früher als Buch-Scann in einem anderen Bericht abgebildet. Hier also als eigenes Foto mit Rahmen.

Anselm Feuerbach (1829-1880) - Leontine(1851)
Öl auf Leinwand

Das andere ist eine sehr schöne Kopfstudie aus seiner Pariser Zeit. Faszinierend, wie gelungen das schwarze Haar der Frau gemalt ist. Mit ein paar 'einfachen' Strichen und ein wenig Weiß und Grau an den passenden Stellen glänzt das Haar und wirkt auch live sehr real. Meisterhaft gemalt.

Hans Makart (1840-1884)

Hans Makart (1840-1884) - Prachtpalast (1883)
Öl auf Tusche und Leinwand

Der Wiener Malerfürst gibt sich auch in Dortmund die Ehre. Nicht mit einem für ihn typischen Werk, sondern mit einer Phantasiearchitektur, welche er ein Jahr vor seinem frühzeitigen Tod gemalt hat. Dieses Architekturbild ist eines von vier zusammengehörenden Bildern, welche Makart ohne konkreten Anlass gemalt hat.

Hans Makart (1840-1884) - Prachtpalast (1883)
Ausschnitt

Laut Informationstafel wurden
Die Entwürfe wurden zusammen 1883 im Pariser Salon und noch im selben Jahr im Münchner Glaspalast ausgestellt.
Der hier abgebildete imposante Aufriss ist schätzungsweise 4 Meter breit (leider sind in Dortmund keine Größenangaben auf den Begleitplaketten angegeben) und nimmt eine ganze Wandseite ein. Teilweise kommt noch die Unterzeichnung auf dem Bild hervor.

Hans Makart (1840-1884) - Prachtpalast (1883)
Ausschnitt

Ich habe noch nicht viele farbige Architekturzeichnungen gesehen, aber diese dürfte von 1A Qualität sein. Die Gegenstücke sind glaube ich auf artrenewal.org abgebildet, siehe hier.

Walter Leistikow (1865-1908)

Walter Leistikow (1865-1908) - Breege auf Rügen (1908)
Öl auf Leinwand

Die Überraschung dieser Ausstellung ist für mich das Gemälde von Leistikow. Normalerweise gefallen mir, wie schon oft erwähnt, Impressionisten nicht besonders. Ich erhoffe mir meist, dass der Maler mal nicht, wie Adolf Menzel (ach ja, von ihm gibt es ein Bild mit kaum noch erkennbaren, fast schwarzen Inhalt - wird wohl nur für die Statistik, dass er auch in Dortmund vertreten ist, ausgestellt sein) es formuliert hat, zu faul war, sondern den ersten Eindruck weiter veredelt. So wie das oben beschriebenen Gemälde von Anton von Werner.
Eines der wenigen 'impressionistischen' Bilder (und ich habe von allen bekannten Impressionisten Bilder live und in Farbe gesehen), bei dem mir nichts fehlt, ist dieses Gemälde von Leistikow.

Walter Leistikow (1865-1908) - Breege auf Rügen (1908)
Ausschnitt

Der leuchtend weiße (auf dem Foto zu dunkel), grob aufgetragene Himmel ist der Anziehungspunkt dieses Bildes. Er glänzt schon von weiter Entfernung zum Bild und zieht einen magisch an. Geschickt sind weitere Weißtöne auf dem Bild verteilt und geben dem ganzen einen harmonischen Eindruck, der durch die kräftig dunkelgrüne Wiese abgerundet wird.

Andreas Achenbach (1815-1910)

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Öl auf Leinwand

Zuletzt das meiner Meinung nach beste Bild der ganzen Sammlung. Man wird durch die Raumaufteilung in einen neuen Bereich gelenkt und fühlt sich plötzlich in eine raue, von mächtigen Bergen gesäumte Landschaft Skandinaviens versetzt. Die Bergkette ist noch Nebelverhangen. Kein Zeichen von Zivilisation weit und breit. Nur zwei Greifvögeln scheinen in dieser unwirtlichen Gegend zu Hause zu sein.

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

Ich war direkt begeistert von dem Gemälde und leicht überrascht zu lesen, dass es von Andreas Achenbach war. Nicht überrascht wegen der Qualität, sondern wegen der Größe. Ich hatte nämlich bisher nur kleinere Gemälde Achenbachs gesehen, dies ist das erste monumentalere Bild, ich schätze 2 mal 3 Meter groß. Von feinen Details wie den Eiszapfen unten auf dem großen Felsen, den unterschiedlichen Herbstfarben
bis zu den fantastisch gemalten Nebel des Hintergrunds bietet dieses Gemälde alles, was man von einem reinen Landschaftsbild nur erhoffen kann.

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt

Ein Meisterwerk des damals erst 23 Jahre alten Andreas Achenbach.

Andreas Achenbach (1815-1910) - Nordisches Gebirge im Winter (Felsenlandschaft) (1838)
Ausschnitt