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Samstag, 17. Januar 2009

5000 qm für Joseph Beuys

Dass Joseph Beuys nach meinen Kriterien wenig mit Kunst zu tun hat, wird den Leser wohl kaum verwundern.

Was mich aber verwundert ist, dass in Berlin, laut eines Zeit-Berichts, 5000 qm Ausstellungsfläche für ihn bereit gestellt werden. 5000 qm für richtige Künstler, da würde ich nicht meckern, aber so werde ich den Bericht doch mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Der Autor beweist für seine Zunft überraschend klaren Kunst-Blick. Aber nicht immer. Also weiter im Text...

Problem des Autors

Wie wir vom Autor erfahren, ist Beuys, der König der Anti-Künstler, immer noch aktuell.
Das Problem ist hierbei natürlich, dass Beuys keine wirklichen Kunstwerke geschaffen hat. Der Autor also, wenn er als Kunstkenner dastehen möchte, sich etwas anderes überlegen muss. Dabei hat er eine richtige Idee, welche er aber nicht konsequent reifen lässt.

Die Idee nämlich, dass die Person Beuys alles war, seine Werke nichts!

Beuys also gar nichts im Abschnitt Kunst zu suchen hat. Dass seine Kisten, Stifte, Fette, Anzüge, welche als Kunst gepriesen werden, eigentlich wertlos sind. Das Beuys eine Figur der Zeitgeschichte war, aber nichts in den Kunstgeschichtsbüchern verloren hat.

Jedoch bemüht sich der Autor weiterhin, Beuys Status als Künstler zu erhalten.

Versuch der Rechtfertigung

Der Autor stellt die Frage, wie man Werke eines Künstlers ausstellen kann, der vor allem durch seine Aktionskunst definiert wird.

Gar nicht, würde ich ihm zurufen, da Aktionskram alles andere ist, aber mit Sicherheit keine Kunst.

Sein Credo "Jeder ist ein Künstler“ gilt nicht für die Inszenierung seiner Werke. Beuys ohne Beuys, das ist ein bisschen wie Milch auf Sojabasis, ein Ersatz.

Das ist, bei klarem Blick, viel mehr. Kunst kommt von Können und das besitzt nun mal nicht jeder. Wohin das "Jeder ist ein Künstler" Geschwafel geführt hat, kann man mit Schaudern in den modernen Museen bewundern. Alles ist machbar, alles ist austauschbar, keiner der Dilettanten hat den Vorrang vor dem anderen.

wo Beuys nicht ist, gibt es schlimmstenfalls gar nichts zu bestaunen.

Warum hat der Autor diesen Gedanken nicht konsequent weiter betrachtet. Schade. Er erwähnt die Kritik an Beuys Werk und bringt sie mit Begriffen wie Mythisierung und Stilisierung in Verbindung.
Jedoch braucht dies gar nicht so abgehoben betrachtet zu werden. Was wirklich kritisiert wird, auf jeden Fall von mir, ist einfach und simpel. Seine Werke haben nichts mit Kunst zu tun. Die Zeichnungen haben meiner bescheidenden Meinung nach das Niveau eines 6-Jährigen und die Objektkunst keinen Wert, da sie nichts mit Können zu tun hat und jeder sie nachahmen kann.

Kunstausstellung ohne Kunst

Besonders gut gefällt mir der Hinweis auf die 50 Videofilme, die im Rahmen der Ausstellung zu sehen sind. Ja, 50 Filme, aber kaum Zeichnungen und Skulpturen. Gerade die Werke, anhand deren man seine künstlerische Leistung beurteilen könnte, fehlen also. Lustig. Aber immerhin ist es sogar den Kuratoren aufgefallen, dass sie dem kritischen Auge mit den lächerlichen Bildern und Skulpturen wohl mehr Anreiz zur Heiterkeit, statt zum Kunstgenuss bieten würden.
Sein erweiterter Kunstbegriff, die soziale Plastik, seine politischen Aktionen sind zum Allgemeinplatz verkommen. Tausendfach kopiert, ein Teil des Marktes.
Ja. Aber viel wichtiger ist, dass sie auch ohne Allgemeinplatz und tausend Kopien kunstlos sind und keinen Museumswert besitzen. Wenn, wie der Autor so schön formuliert, ein kurzer Augenblick der Ruhe auf dem Kunstmarkt einzieht, dann wird hoffentlich erkannt, dass Nichts auch nichts wert ist.

Joseph B auf der Suche nach der Kunst

Eben fiel mir das Märchen ein, von einem, der auszog, um Künstler zu werden. Nennen wir ihn Joseph B.

König der Dilettanten

Dieser Joseph B war der Star der DocumentO, einer Show der Lächerlichkeiten und Langeweile. Er galt als König des Dilettantenreichs. Er hätte glücklich sein können, aber jeden Abend, als er gemütlich aber unruhig in seinem warmen Bettchen lag, träumt er immer den gleichen Traum.
Er wollte ein Künstler sein. In seinem Dilettantenreich wusste niemand mehr, wie man dies werden konnte. Das Wissen war schon vor langer Zeit verloren gegangen. Der letzte, der die Kunst kunstvoll beherrschte, ist vor vielen Jahren gestorben, verlacht und ignoriert von den Bewohnern des Dilettantenreichs.

Die Suche beginnt


Deshalb machte sich unser Joseph B auf, um den Ort zu suchen, wo noch richtige Künstler zu finden sind. Zum Glück begab es sich zu dieser Zeit, dass gerade eine der großen Weltausstellungen ihre Tore öffnete. Dort wird auch das Häuschen der Künstler sein, dachte er. Also geschwind seine wichtigsten Werke eingepackt und auf ging's in Richtung dieser Zauberwelt. Nach langem Fußmarsch erreichte er glücklich und voller Freude sein sehnsüchtig erwartetes Ziel.

Am Ziel seiner Wünsche

Er schlich zu einem der großen Fenster des Häuschens und spähte hinein. Da waren sie also versammelt. Große Meister der wahren Kunst, bewunderte Könner ihres Fachs. Sehr viele fehlten dieses Jahr, doch die Anwesenden erkannte er doch. Bis zur Präsentation des nächsten Gemälde war eine unerwartete Verzögerung eingetreten, da die Träger verzweifelt versuchten, das 53 Quadratmeter große Monumentalgemälde "Die Seeschlacht von Salamis" von Wilhelm von Kaulbach durch die kleine Hintertür zu quetschen.

Illustre Runde

Joseph B hatte also noch genügend Zeit, in Ruhe das Geschehen im Inneren zu beobachten.

Er sah den in Gedanken versunkenen Peter Paul Rubens, der über ein geschicktes Vorgehen bei seinen nächsten Friedensverhandlungen nachdachte. Neben ihm nahm Rembrandt van Rijn gerade einen kräftigen Schluck vom köstlichen Rotwein, während Anselm Feuerbach selbstverliebt sein eigenes Spiegelbild betrachtete.
Jehan Georges Vibert skizzierte eine Idee zu einem Gemälde des gern von ihm karikierten Papst Benedetto Ratzinger der Xte.

Und es waren noch andere versammelt.

Unser Joseph B sah den kleinen Adolph Menzel, wie immer zeichnend in seinem Notizbuch versunken. Menzel hatte die Unterbrechung wegen Kaulbachs Gemälde gar nicht registriert, da er damit beschäftigt war, den Stuhl zu zeichnen, auf dem vor ihm William Bouguereau saß.
Dieser wunderte sich, warum in dieser heiteren Männerrunde keine Frau anwesend war. Der Grund war einfach. Frauen hatten zu dieser Zeit noch keinen Zugang zu den Akademien. Und er beschloss, dies für seine Académie Julian und später für die École des Beaux-Arts zu ändern.
Anton von Werner sorgte unterdessen mit seinem gekonnten Cellospiel für einen angenehmen Zeitvertreib.
Zuletzt erblickte Joseph B noch hinten links den verschmitzt lächelnden Carl Theodor von Piloty. Dieser dachte gerade drüber nach, welches Unglück er wohl als Nächstes zur Leinwand bringen solle, als die Hoffnung in ihm aufkam, vielleicht das in Tränen aufgelöste Gesicht Kaulbachs malen zu können, falls er seine in mehrere Teile zerbrochene Seeschlacht erblickt, welche die Träger vor der Tür noch immer verzweifelt beschäftigt.

Hoffnung

Joseph B hatte genug gesehen. Er war begeistert von dieser illustren Runde und klopfte vorsichtig vorne an der Pforte an, dass ihm Einlass gewährt werde. Ein südländisch aussehender Mann namens Caravaggio öffnete ihm. Dieser war bekannte für seine anpackende Art und wurde deshalb jedes Jahr als Türsteher auserkoren.

"Was ist euer Begehr?", fragt er unseren Joseph B.

Seine Kunst wolle er vorzeigen, zum Beispiel diese Zeichnungen hier, antwortete er.

"Was, Zeichnungen sollen das sein. Das ist wohl ein schlechter Scherz, guter Mann. Diese paar zittrig ungeschickt hingeschmierten Linien nennt ihr Zeichnung? Geht damit besser nicht zu dem Häuschen der Höllenmaler dort hinten, denn diese werden nicht so zivilisiert sein wie unsereins, sondern dich, wegen solcher talentloser Kritzeleien, achtkantig herauswerfen. Habt ihr nichts anders vorzuweisen, werter Herr?"

"Doch, natürlich.", sagte Joseph B und zog aus seinem Gepäck Zitronen, Fettbeutel und manch anderes Lebensmittel mehr.

"Guter Herr", antwortete Caravaggio. "Ich hatte nicht nach ungenießbaren Lebensmitteln gefragt, bin noch halbwegs gesättigt, sondern wollte wissen, ob ihr nichts vorzuweisen habt, was euch als Künstler ausweist."

Da ging unser Joseph B zu seinem Karren und brachte einen Haufen kaputter, alter, dreckiger Möbel mit. Seine letzte Trumpfkarte. Tische, Regal, Stühle, Kisten und vieles mehr war zu sehen. "Diese werden in meiner Dilettantenwelt hoch bewundert und verehrt, Herr Caravaggio."

Abweisung

Dessen gute Laune schwand langsam aber sicher.
Er sagte: "Packt euren Müll wieder ein oder bringt ihn zur Müllhalde, dort, wo er hingehört. Nichts, aber auch gar nichts haben eurer Werke mit Kunst und Können zu tun, deshalb wird euch so nie Einlass in unsere Hallen gewährt. Aber ich erkenne, ihr seid wohl ein Meister in der Kunst, aus Müll Gold zu machen. Deshalb möchte ich euch einen letzten Rat mit auf den Weg geben. Geht zu der glänzenden Hausattrappe hinten rechts. Dort versammeln sich die Immobilienhaie, Börsenspekulanten, Alchemisten und sonstige Blender. Da seid ihr besser aufgehoben. Viel Glück und passt auf euch auf!".

The End

Und so endete der Besuch des Joseph B bei den wahren Künstlern leider ohne Happy End.