Samstag, 18. Juli 2009

Panoramareiter Roubaud

Im Folgenden möchte ich einen dritten Maler der Münchner Polenrunde vorstellen. Franz Roubaud. (Hinweis: Falls es nicht offensichtlich war. Die Informationen zu dem Münchner Polenkreis sind dem schönen Buch von Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter entnommen)

Franz Roubaud - Foto (1916)

Heile Welt

Am 15. Juni 1856 erblickte Franz (getauft wurde er auf François Iwan Roubaud oder sein russischer Name Franz Alexejewitsch Roubaud) an der Schwarzmeerküste in Odessa erstmals das Licht der Welt. Sein Name ist für einen russischen Jungen nur solange ungewöhnlich, bis man erfährt, dass seine Eltern aus Frankreich eingewandert sind. Der Vater ein Kaufmann aus Marseille, die Mutter aus Clermont-Ferrand, in ihrer neuen Heimat eine erfolgreiche Modedesignerin, ausgezeichnet als Kaiserliche Russische Hoflieferanten.

In dieser wohlbehüteten, finanziell abgesicherten Welt gedeiht der kleine Spross zu einem talentvollen Reiter und begeisterten Zeichner samt erstem Zeichenunterricht im zarten Alter von 6 Jahren. Beides waren Leidenschaften, welche den Rest seines Lebens bestimmten.

Franz Roubaud - Im Tauriergebiet (1884)
Öl auf Leinwand (63,5 x 94 cm)

Ab und wieder Auf

So glücklich und perfekt ist die Welt aber nicht oft und so zerplatzte die schön leuchtende Welt der Familie Roubaud, als die geschäftlichen Dinge nicht mehr so gut liefen. Zeitweise musste Franz die Schule verlassen, konnte dann aber auf Umwegen, mit der Unterstützung eines guten Freundes der Familie, seine Gymnasialschulzeit beenden und einen Job in einer Stärkefabrik (?!) finden.

Münchner Probleme

Doch ich würde nicht über ihn berichten, wenn sein Leben in dieser Bahn weiter verlaufen wäre. Seine Freude und sein Talent beim Malen und Zeichen konnte nur durch eine ordentliche Schule der Kunst gestillt werden. Also machte sich Franz Roubaud 1877 auf nach München an die weltberühmte Kunstakademie. Carl Theodor von Piloty, Otto Seitz und Wilhelm von Dietz waren die Meister, zu denen man als junger, wissbegierige Maler pilgerte.

Carl Theodor von Piloty - Die Gründung der katholischen Liga (1854) - Ausschnitt

Roubauds Talent wurde früh erkannt und Direktor Piloty empfahl eine Begabtenförderung, um den finanziell arg Gebeutelten die Aussicht auf Fortführung seines Studiums zu ermöglichen, denn
Seine finanzielle Lage ist derart, daß er sofort seine Studien unterbrechen müßte, wenn er keine Unterstützung bekäme, was bei seinem Streben und Talent sehr zu bedauern wäre, da er in jeder Hinsicht zu empfehlen ist (Schreiben der Akademie vom 28.05.1880, unterzeichnet von Carl von Piloty)
Hin und Her

Von Erfolg gekrönt war dieses Schreiben nicht, da Roubaud zurück nach Odessa fuhr, wo eine gut dotierte Stelle als Erzieher winkte.

Doch auch dies war nicht von Dauer. 1881 zog es ihn in die Heimat seiner Eltern nach Südfrankreich und dem obligatorischen Parisbesuch.

Obwohl er vielleicht eine gewisse Verbundenheit mit dem Land seiner Vorfahren gefühlt haben mag, konnten die Eindrücke dort nicht mit München verglichen werden. Hier sah er seine Zukunft. Das war ihm klar.

Nun fühlte er sich bereit, ein Maler von Berufe zu werden. Seit einer frühen Reise nach Tiflis schwärmte er von den wilden Bergregionen des Kaukasus und seiner malerischen Menschen. Mit dieser Liebe im Gepäck gab es nur ein Atelier, wo man sich unter Seinesgleichen befand. Das sogenannte Polenatelier des Jozef von Brandt. Also hieß es Ende 1881 wieder mal auf nach München, wo er bereitwillig Aufnahme fand.

Brandtschule

Seine ersten Versuche in der Manier von Brandts wurden noch nicht angenommen wie gewünscht. Die Straße von Jarmolinzi in Podolien aus dem Jahre 1882 begeisterte natürlich von Brandt, anderer Kritiker sahen aber in der realistischen Darstellung des 'matschigen' Lebens kein malerisches Potential.

Franz Roubaud - Straße von Jarmolinzi in Podolien - Studie (1882)
Zeichnung (29 x 20,8 cm)
Aus solch Ingredienzen ein anziehendes Bild zu schaffen, ist und bleibt ein Ding der Unmöglichkeit.
Wenn man als heutiger Betrachter von solch eingeschränktem Streben nach dem Schönen und Bedeutsamen in der Kunst befreit ist, kann man die Leistung nun ohne schlechtes Gewissen anerkennen. (Was ist Kunst?)

Franz Roubaud - Straße von Jarmolinzi in Podolien (1882)
Öl auf Leinwand (85 x 150 cm)

Ein durch den polnischen Malerkreis, unter anderem Wierusz-Kowalski, immer wieder gern gepflegter Themenkreis war der Kaukasus. Roubauds erster Besuch in Kinderjahren sollte nicht sein letzter sein. So durchstreifte er 1883 und 1884 diese Region, um sein Arsenal an malerischen Motiven aufzustocken.

Franz Roubaud - In einer kaukasischen Stadt (um 1885)
Zeichnung (36,4 x 29,4 cm)

Was er von diesen Reisen mitnahm, bestimmte den Großteil seines künstlerischen Schaffens. Tscherkessen, Kosaken, Orientalen in jeder Situation und Lage. In der Stadt, auf dem Markt, im Basar, auf der Jagd, im Gefecht oder beim Spiel.

Franz Roubaud - Baiga, Nationalspiel in Samarkand (um 1906)
Öl auf Leinwand (60 x 83 cm)

Franz Roubaud - Markt in Samarkand (1884)
Öl auf Leinwand (91,4 x 56 cm)

Nichts, was dem Auge Roubauds langweilig erschien.

Franz Roubaud - Studie eines Gitarre spielenden Kosaken (um 1890)
Zeichnung (28 x 21,5 cm)

Franz Roubaud - Gitarrespielender Kosak (um 1890)
Öl auf Holz (35,4 x 22,5 cm)

Russischer Mammutauftrag

Der französische Russe, der im deutschen Reich Bilder des Kaukasus malte, war auch in Kreisen der russischen Regierung kein Unbekannter mehr und so erteilte man Franz Roubaud 1885 den Auftrag zur Ausmalung einer Ruhmeshalle in Tiflis zum Gedenken an die ruhmreichen Schlachten in dieser Region. Den Bildzyklus von 17 Gemälden wollte er mit der Unterstützung seiner Münchner Malerfreunde Rudolf Otto von Ottenfeld, Johannes Leonhard und Robert Büchtger meistern.


Johnannes Leonhard - Früh am Morgen beim Markt in Samarkand
Öl auf Leinwand (57 x 95,9 cm)

Rudolf Otto von Ottenfeld - Aus dem montenegrinischen Volksleben
Öl auf Leinwand (55,5 x 80 cm)

Der Vertrag verlangte vier Gemälde pro Jahr. Es gab also keine Zeit des Entspannens und so reiste die Malerkolonne 1886 zu Studien in den Kaukausus, um die Orte des Geschehens in sich aufzusaugen.

Franz Roubaud - Die Waschung (1885)
Öl auf Leinwand (63,5 x 90,3 cm)

Erstes Panorama

Eines dieser Gemälde behandelte den Kampf um Achulgho. Dieser Kampf um die Bergfestung faszinierte Roubaud und seine Auftraggeber sehr, denn schon bald kamen 1889 konkrete Pläne zu einem riesigen Panorama mit diesem Thema auf den Tisch. Panoramen waren vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts groß in Mode. Von den enormen Aufwänden, die hinter der Erschaffung solch eines realistisch, den historischen Tatsachen folgenden Rundgemälde stehen, berichtet Anton von Werner in seiner Biografie.


Anton von Werner und Mitarbeiter - Panorama der Schlacht bei Sedan (Ausschnitt)

So war es nur natürlich, dass Roubaud ein weiteres Team zusammenstellte, zu Studien in die Region des Kriegsgeschehens reiste, und Karten und Generalstabsberichte analysierte, um den Verlauf der Ereignisse angemessen umzusetzen.

Franz Roubaud - Studie zum Achulgho Panorama

Hierbei wurde er von seinen Kollegen Fricke, Bjärke, Jan Rosen und Hans von Bartels unterstützt und das Werk in der kurzen Zeit von fünf Monaten in München vollendet.

15 Meter hoch und 115 Meter Umfang bot dieses Riesenrundbild. Standardnorm zur damaligen Zeit. Der Grund hierfür ist simpel. Aufgrund dieser normierten Ausmaße gab es in vielen Städten Gebäude, welche auf genau diese Maße ausgerichtet waren. Deshalb war eine Städtetour der Panoramen möglich samt Erhöhung der Einnahmen.

Franz Roubaud - Studie zum Achulgho Panorama (1889)
Öl auf Leinwand (90 x 122 cm)

Die erstmalige Eröffnung am 1. Juni 1890 in der Münchner Theresienstrasse war ein voller Erfolg und die Kritiker überschlugen sich mit Lob. Kein Wunder, dass Zar Alexander III dieses Gemälde kaufte und es in verschiedenen Städten des russischen Reiches zeigte.


Franz Roubaud - Vor dem Achulgho Panorama (1890) - Foto

Goldene Neunziger

Mit diesem Panorama und seinem im selben Jahr beendeten Tiflis-Zyklus war Franz Roubaud auf der malerischen Karriereleiter oben angekommen. Die 90er Jahre waren sein goldenes Jahrzehnt. Man kannte und verehrte ihn und er errang die ein oder andere Medaille. 2. Klasse 1892 in München, die Goldene 1893 in München, die Medaille 1. Klasse in der Madrider Columbusausstellung, die Bronzemedaille auf der Weltausstellung 1893 in Chicago, eine kleine Goldene in Berlin 1895 und 1896 und 1898 die Medaille 1. Klasse in Barcelona.
So wundert es nicht, dass die Preise seiner Gemälde stiegen. 1893 kaufte beispielsweise die Bayerische Staatsgemäldesammlung für stolze 9000 Mark das Bild Im Kaukasus.

Franz Roubaud - Karawanenrast im Südkaukasus (um 1895)

Prinzenförderung

Einen bedeutenden Förderer gewann Roubaud in dieser Zeit mit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern. Es muss sich eine kleine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt haben, denn anders ist ein 'privates' Bild wie Prinz Luitpold mit seiner Schwester der Herzogin von Modena, auf den Schären in Prien/Stock nicht zu erklären.

Franz Roubaud - Prinzregent Luitpold mit seiner Schwester der Herzogin von Modena
, auf den Schären in Prien/Stock
Öl auf Leinwand (58 x 84 cm)

Verlust und Gewinn

Am 13. Juni 1897, kurze Zeit nach einem prunkvollen Diner beim Prinzregenten im Rahmen der VII Internationalen Kunstausstellung in München, verstarb Roubauds Ehefrau Katharina (geb. Keller). Der Künstler war nun mit seinen drei Kinder alleine gestellt, hatte habe das Glück, nach zwei Jahren sein neues Glück mit Elsa Haberl zu finden, die er am 3. Juni 1899 heiratete und mit ihr nochmals vier Kinder bekam.

Eine große Ehre wurde dem Maler Roubaud 1901 in seiner russischen Heimat zuteil, als sich in Moskau eine Einzelausstellung mit 25 Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen seinem Schaffen widmete. Man umschmeichelt ihn und sah in ihn den Maler, welche die russische Vergangenheit angemessen umsetzten konnte.

Zweites Panorama

Deshalb wundert es nicht, das gerade ihm 1901 vom Zaren Nikolaus II der Auftrag zu einem weiteren monumentalen Rundgemälde, der Verteidigung von Sewastopol erteilt wurde, samt Verleihung des Ordens des Heiligen Stanislaws 2. Klasse im folgenden Jahr. Roubauds Umsetzung soll sich an Tolstois Erzählungen zu diesem Thema angelehnt haben, der direkte Austausch mit dem berühmten Dichter blieb ihm jedoch wegen gesundheitlicher Probleme Tolstois verwehrt.
Dargestellt wird der 6. Juni 1855, als den russischen Verteidigern ein Sieg gegen die europäischen Belagerer gelang.


Franz Roubaud - Belagerung Sewastopol (1905) - Panorama Ausschnitt

In typischer Manier, mit Studien, Befragung der Veteranen und Lektüre der zeitgenössischen Schlachtberichte, wurde das Projekt von Roubaud und seiner Mannschaft 1904 in München vollendet.
Unterstützt haben ihn hierbei die Maler Leopold Schönchen, Oskar Merté, Karl H. Frosch und 20 weitere Studenten der Münchner Akademie.
Die Ausmaße waren wieder einmal die bekannten 14 x 115 Meter, erstmals ausgestellt im Jahre 1905. Im 2. Weltkrieg gelang es nur mit viel Glück, 86 Einzelteile des Gemäldes vor dem Bombardement der deutschen Truppen zu schützen. 1954 wurde das restaurierte Panorama wieder eröffnet und ist noch heute zu besichtigen. Die Webseite der Panoramagesellschaft liefert reichlich Informationen hierzu.

Wunderbar ist auf dem folgenden Bild der für ein Panorama typische nahtlose Übergang zwischen dem gemalten Panorama (dem Pferd) und dem Vordergrund (faux terrain), der aus echten Gegenständen (dem Wagen) besteht, zu sehen.

Franz Roubaud - Belagerung Sewastopol (1905) - Panorama Ausschnitt

Professor mit Verspätung

Das russische Reich wollte Roubaud noch weiter an sich binden und bot ihm 1903 die Professorenstelle für Schlachtenmalerei der St. Petersburger Akademie an, welche er auch voller Dank annahm.
Ich bin unendlich glücklich über diese Ernennung, obwohl es mir schwer fällt, München zu verlassen, wo ich genau 26 Jahre verbracht habe.
Ganz so eilig hatte er es am Ende doch nicht, denn erst 1908 trat er die Stelle wirklich an, aufgehalten vielleicht nicht nur durch die russische Revolution.
Wie dem auch sei, von 1908 bis 1911 lehrte Roubaud an der St.Petersburger Akademie.

Drittes und letztes Panorama

Ab 1911 war keine Zeit mehr für den Lehrunterricht, denn es sollte wieder ein gigantisches Panoramaprojekt von Roubaud gemalt werden, die Schlacht von Borodino. Rechtzeitig zum 100 Jahrestag des Geschehens musste es vollendet werden und deshalb trat Roubaud als Professor zurück, um sich voll und ganz dem neuen Panoramas zu widmen. Das Resultat ist noch heute zu besichtigen ist.

Franz Roubaud - Schlacht von Borodino (1912) - Panorama Ausschnitt

Franz Roubaud - Schlacht von Borodino (1912) - Panorama Ausschnitt


Münchner bis zum Schluss

Roubaud blieb nach den Wirren des 1.Weltkriegs seiner Wahlheimat treu und verstarb am 11. März 1928 in München. Bis zuletzt war in seinen 'normalen' Gemälden der Kaukasus ein Lieblingsthema.

Franz Roubaud - Auf der Falkenjagd (1919)
Öl auf Leinwand (61 x 82 cm)

Einige Motive hat er immer wieder gerne verwendet. So ist die Flussüberquerung von Tscherkessen in vielen Varianten bekannt.

Franz Roubaud - Tscherkessen überqueren einen Fluß (um 1890)
Öl auf Leinwand (59 x 83,2 cm)

Franz Roubaud - Flußübergang (1912)
Öl auf Leinwand (60,5 x 92,5 cm)

Franz Roubaud - Tscherkessen queren einen Fluss im Abendrot

Fazit

Soviel zum dritten und letzten der aktuell von mir vorgestellten Maler der Münchner Polenrunde. Die Bilder dieser Schule sind oft sehr ansprechend, dynamisch komponiert und mit ihrer für den Westeuropäer fremdartigen Welt sehr anziehend. Malerisch sind sie mir manchmal zu halbgar, zu impressionistisch, nicht vollendet genug, um den Blick länger an einem Bild zu halten. Aber dies ist Geschmacksache und ihr Können unbestritten.

Franz Roubaud - Auszug des Fürsten zur Jagd (um 1890)
Öl auf Leinwand (61 x 92 cm)

Sonntag, 12. Juli 2009

Pferdemaler von Wierusz-Kowalski

Einer der bedeutenderen Maler des Kreises um Jozef von Brandt war sein polnischer Landsmann Alfred Jan Maksymilian von Wierusz-Kowalski. (Hinweis: Die Informationen sind ebenfalls dem schönen Buch von Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter entnommen)


Alfred von Wierusz-Kowalski - Selbstbildnis (um 1910)
Öl auf Leinwand (160 x 110 cm)

Dessen Spezialgebiet war die Darstellung von Pferden und Hunden, eingerahmt in eine kleine Geschichte. Schlittenfahrten bei Schnee, auf der Jagd oder reitende Soldaten waren seine ihn nie ermüdenden Themen.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Fahrt in der Dämmerung (um 1890)
Öl auf Leinwand (100 x 80 cm)


Wie es dazu kam, möchte der folgende Bericht schildern.

Der mit den Pferden tanzt

Wierusz-Kowalski wurde am 11. Oktober 1849 in Suwalki im russisch annektierten Teil Polens geboren. Seine wohlbehütete Kindheit verlebte er auf dem Gut seiner Eltern, von Pferden und Hunden umgeben. Hier entstand seine spätere Malleidenschaft für diese Tiere.

1865 musste der Hof verkauft werden und seine Familie zog in die kleine Industriestadt Kalisz. Nach der Gymnasialzeit besucht er seit 1868 die Zeichenklasse der Warschauer Kunstakademie. Seine Lehrer dort waren Rafael Hadziewicsz und Alexander Kaminski. Sie konnten ihm vielleicht grundlegende Kenntnisse vermitteln, die Musik in der Kunstwelt spielte aber zu dieser Zeit in anderen Ländern.

Künstlerwanderung

So zog es ihn schon im folgenden Jahren 1869 an die Akademie nach Dresden, bald darauf nach Prag an die Akademie der bildenden Künste und im Herbst 1873, zusammen mit seinem Freund, dem Maler Václav Brožík, nach München.

Václav Brožík - Waschen der Kinder (Ende 19. Jahrhundert)
Öl auf Leinwand (94 x 130,8 cm)

Dort besuchte er die Malklasse des Historienmaler Sándor (Alexander) von Wagner's

Sándor Wagner - Freitod des Titusz Dugovics (1859)

und kam, fast selbstverständlich, in Kontakt mit dem Kreis um seinen bekannten polnischen Landsmann Jozef von Brandt.

Selbstfindung

Nachdem er sich noch in Prag an der Historienmalerei versucht hatte, stellt er bald fest, dass sein Metier die Malerei in Anlehnung an von Brandt sein sollte. Aus dem Jahr 1873 sind zwei Genrebilder (Ankunft des Postwagen und Reiseunfall) bekannt, die sehr unter seinem Einfluss stehen.

Jozef von Brandt - Polnische Kavallerie


Alfred von Wierusz-Kowalski - Heitere Schlittenfahrt (um 1890)
Öl auf Leinwand (74,3 x 106 cm)


Wenn man die Messlatte hoch legt, fehlt seinen Figuren manchmal das Leben, sie atmen nicht im Vergleich zu den Bildern der großen Meister der Malerei. Ein Vergleich mit einem Gemälde Repins soll hier als Beispiel dienen.

Ilja Repin - Vsevolod Mikhailovich Garshin (1884)
Öl auf Leinwand (88,9 x 69,2 cm)

Dafür hatte er ein Händchen für geschickte Kolorierung, gekonnten Bildaufbau und der phantasievollen Darstellung kleiner, ansprechender Geschichten.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Rast der Ulanen (um 1877)
Öl auf Holz

Schwerpunkte und Konstanten

Es gab immer wieder Phasen in seinem Leben, in denen er den einen, mal den anderen thematischen Schwerpunkt setzte. Mal Bilder vom polnischen Januaraufstand 1863 gegen die Russen, den er selber erlebt hatte. Rebellierende Freischärler, welche gegen die Fremdherrschaft kämpften. Mal Jägerbilder, Schneebilder und kleinere Genreszenen.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Im Abendnebel (um 1890)
Öl auf Leinwand (73,5 x 119,5 cm)

In den 80 Jahren hatte er eine Kaukasusphase, vielleicht in Anlehnung an den von Brandt geschätzten Theodor Horschelt.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Kaukasische Aufklärung (um 1880)
Öl auf Leinwand (61 x 101 cm)

Was jedoch fast nie verschwand waren seine Pferde, die einzige Konstante seiner Bilder.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Nach der Fuchsjagd (1879)
Öl auf Leinwand (60,5 x 120,4 cm)

Sie hat er öfter dramatisch in den Vordergrund des Bildes platziert, um die Dynamik des Geschehens zu erhöhen.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Litauische Schlittenfahrt (1884)
Öl auf Leinwand (73 x 119 cm)

Fehlender Wurf

Aufgrund der Mängel seiner Arbeiten stellte sich jedoch in den 70er und Anfang der 80er noch kein wirklich großer Erfolg ein.


Alfred von Wierusz-Kowalski - Nach der Jagd (um 1880)
Öl auf Leinwand (61 x 122 cm)

Zwar wurden zwei seiner Bilder zum Pariser Salon 1880 zugelassen (Kaukasische Aufklärung und Kaukasier, die sich am Sonnenlicht wärmen), aber der große Wurf war ihm nicht vergönnt. Erst im Jahre 1883 konnte er eine Medaille 2. Klasse auf der Münchner Ausstellung gewinnen.

Das goldene Jahrzehnt

Danach blieb es lange Zeit Still um ihn, bis er in den 90er Jahren in sein goldenes Jahrzehnt eintrat. Der Zeitgeist kam ihm entgegen, da vollendet ausgemalte Bilder ihren Stellenwert langsam verloren. Mit den oft impressionistisch Zügen seiner Gemälde, vor allem in der Landschafts- und Schneedarstellung, lag er also im Trend.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Die Hirtenwiese (1892)
Öl auf Leinwand (92 x 153,7 cm)

1889 wurde ihm vom Prinzregenten Luitpold die Professur Ehrenhalber verliehen und 1892 wurde eines seiner Gemälde von der bayerischen Staatsgemäldesammlung angekauft. Medaillen in Wien und München 1892 und Goldene 1894 in Wien und 1896 in Berlin folgten. Damit stand Wierusz-Kowalski auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Ausland dagegen war sein Ruf eher bescheiden. Nur im Jahre 1910, bei seiner dritten Ausstellung im Pariser Salon, errang er eine Medaille dritter Klasse.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Rastende Treiber im Wald (um 1910)
Öl auf Leinwand (73 x 105,5 cm)

Leicht verbunden

Die Verbundenheit zu seiner Heimat war nicht so groß wie bei Jozef von Brandt, mit dem er in Gemeinschaft mit Wladyslaw Czachórski eine Gesellschaft zur Unterstützung polnischer Maler gründete.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Polnische Dorfstrasse mit Furhwerk (um 1875)
Öl auf Leinwand (103 x 76,5 cm)

Die 'Deutsch-Polnischen' Maler waren in ihrer Heimat nicht immer geschätzt. So war es zum Beispiel weder von Brandt noch Wierusz-Kowalski 1901 vergönnt, Bilder zur Eröffnung des Krakauer Künstlerhauses beizusteuern.
Ob das Wehklagen darüber groß war, ist nicht bekannt. Tatsache ist, dass er erst 1905 wieder fester an seine Heimat band, als er ein Landgut im heimischen Mikorzyn kaufte.

Kamele sind auch nicht schlecht

Zum Ende seines Künstlerlebens wehte eine Nordafrikareise im Jahre 1905 frischen Wind durch seine Gemälde.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Reitende Beduinen (um 1905)
Öl auf Leinwand (29 x 40,5 cm)

Die Eindrück dieser Reise verwertet er zu mehreren Bildern, bei denen er seine geliebten Pferde teilweise durch Kamele ersetzte. So erinnert nachfolgendes Bild stark an den großen Franzosen Jean-Léon Gérôme.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Mit dem Kriegsbefehl in Marokko (1910)
Öl auf Leinwand (81,5 x 105 cm)

Jean-Léon Gérôme - Araber durchqueren die Wüste (1870)
Öl auf Leinwand (41,2 x 56 cm)

Vorsicht vor Wölfen

Sein von den Ausmaßen wahrscheinlich größtes Gemälde malte der Künstler 1910 für das Münchener Rathaus, das überschwängliche Kritiken einheimsende, 10 Meter lange Bild Überfall von Wölfen. Dies war ein persönliches Bild, da es in Verbindung mit einem Kindheitserlebnis stand. In jungen Jahren erlebte der Maler gefahrvolle Augenblicke während eines winterlichen Ausflugs. Der Schlitten seiner Familie wurde von einem Rudel hungriger Wölfe verfolgt und angegriffen. Nur knapp konnten sie unbeschadet entrinnen. Dieses Ereignis übte zeitlebens eine Faszination auf ihn auf, wie auch das nachfolgende Gemälde zeigt.

Alfred von Wierusz-Kowalski - Von Wölfen verfolgt (um 1880)
Öl auf Leinwand (61,6 x 121,3 cm)

Verblichen

Dies war sein letzter großer Erfolg. Als er im Jahre 1915, einige Monate vor Jozef von Brandt, am 17. Februar starb, war der glänzende Stern der polnischen Maler Münchens längst verblichen. Erst im Jahre 1935 entdeckte ihn seine Heimat wieder und Warschau ehrte im mit einer Retrospektive.

Zurecht!

Alfred von Wierusz-Kowalski - Tscherkessen-Spähtrupp (um 1885)
Öl auf Holz (35 x 27 cm)

Samstag, 11. Juli 2009

Jozef von Brandt zwischen München und Polen

In den 70er Jahren bildete sich in München ein Kreis polnischer Maler, welche Themen ihrer Heimat im Westen salonfähig machten. Der Kopf und Lehrmeister der Gruppe war Jozef von Brandt, den ich im Folgenden etwas näher vorstellen möchte.

Wladislaw Czachorski - Porträt Jozef von Brandt (1898)

Die Informationen hierzu habe ich dem schönen Buch: Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter entnommen. Einen Einblick in dieses Buch kann man unter folgendem Link gewinnen: (guckst du hier)


Jozef von Brandt - Kavallerieattacke (um 1880)
Öl auf Leinwand (51,5 x 98 cm)

Erste Schritte

Jozef von Brandt wurde am 11. Februar 1841 als Sprössling einer mit einem Adelsprädikat geschmückten Ärztefamilie geboren. Seine Eltern zogen früh aus dem heimischen Szczebrzeszyn Lubelski ins hektischere Warschau. Leider verstarb sein Vater bald darauf und seine Mutter, eine musikalisch, künstlerisch begabte Frau, war nun alleine für die Erziehung des kleinen Jozef verantwortlich.


Jozef von Brandt - Auf der Flucht (um 1880)
Öl auf Leinwand (61 x 100,4 cm)

Pariser Etappe

Nachdem er seine Ausbildung am Adelsinstitut beendet hatte, reiste er Ende der 50er Jahre nach Paris, um dort nach dem Willen seines Paten, Andrzej Zamoyski, ein Ingenieurstudium zu beginnen. Jedoch war dem jungen von Brandt nach anderem zumute. Seine Liebe galt der Malerei und so schrieb er sich bald in der Ecole des Beaux Arts ein, um vom berühmten Maler Léon Cogniet zu lernen.


Léon Cogniet - Departure of the Paris National Guard, September 1792 - Ausschnitt (1836)
Öl auf Leinwand

Von Dauer war diese Begeisterung nicht, da er schon 1860 wieder heimischen Boden betrat. Viel nahm er nicht mit aus Paris. Malerisch hinterließ Cogniet keine allzu großen Spuren, einzig die in Paris geschlossene Freundschaft zu seinem Landsmann Juliuz Kossak währte ein Leben lang.

Bestimmung gefunden

Er stand an einem Wendepunkt in seinem Leben. Maler wollte er werden, aber noch war er nicht soweit, auf eigenen Beinen zu stehen. Eine Studienreise 1860 mit seinem Freund Kossak in die Ukraine, dem ehemaligen polnischen Gebiet, sollte sein zukünftiges Schaffen stark beeinflussen. Hier sog er erstmals die Eindrücke auf, welche die spätere Brandt-Schule kennzeichnen. Die Darstellung der rauen Steppen Vorderasiens und ihrer Bewohner. Kriegerische Kosaken, kleine Jäger und Dorfgeschichten seiner Heimat wurden sein Markenzeichen.


Jozef von Brandt - Aufbruch zur Jagd (um 1880)
Öl auf Leinwand (88 x 165 cm)

München wird's richten

Was fehlte, war die notwendige malerische Meisterschaft. Der Aufbau großer Massenszenen basierend auf sauberer Zeichnung und gekonntem Kolorismus, das wollte er lernen. All dies, was man damals mit der Schule Carl Theodor von Piloty's verband.


Carl Theodor Piloty - Die Gründung der katholischen Liga durch Herzog Maximilian I von Bayern - Ausschnitt (1854)
Öl auf Leinwand 379,5 x 516,5 cm

Also lag es Nahe, dass sein Freund Jozef Simmler und sein Onkel Stanislaw Lessel ihn 1862 nach München an die dortige Akademie empfohlen, welche zu dieser Zeit voll und ganz unter dem Eindruck Piloty's stand.

Gesellige Pferdemaler

Das trockene Studium an der Akademie war Jozef nicht immer geheuer und so fand er bald Aufnahme im Privatatelier Franz Adam's.


Franz Adam - Pferdestall (1861)
Öl auf Leinwand (37 x 53 cm)

Dieses gesellige Arbeitsleben war seine Welt.
Den ganzen Tag, bis zum Abend sitze ich in meinem Atelier, so wohl fühle ich mich dort, Quaglio(Franz) arbeitet mit mir zusammen, denn allein wäre es verdrießlich.
Die Themen, die er später immer wieder malte, gewann er zu dieser Zeit lieb. Sein Lehrmeister Adam infizierte Jozef von Brandt mit seiner Begeisterung für die Pferdemalerei. Und der im selben Jahr ins Nachbaratelier eingezogene Theodor Horschelt gab ihm malerisch den Rest. Horschelt, ein früher Weltenbummler, malte wiederholt den wilden Kaukasus. Seine Bilder erfreuten sich aufgrund ihrer exotischen Orten einer gewissen Beliebtheit.


Theodor Horschelt - Rastendes Beduinenpaar mit Araberpferden (1853)
Öl auf Leinwand (63,6 x 79,5 cm)

Neue Pfade

Diese Zutaten schmeckten dem jungen von Brandt, er hatte seinen Weg gefunden. Pferde samt polnischer Heimat und Geschichte. Das war es, was er malen wollte. Eigentlich natürlich für jemanden wie ihn, der auch im Ausland seine Liebe zu seiner Heimat Polen fest im Herzen trug. Polen, das nach dreimaliger Teilung nicht mehr auf der politischen Landkarte existierte, aber dessen glorreiche Vergangenheit Millionen Polen von einer besseren, selbständigen Zukunft träumen ließ.

Zum Glücke der Kunst ging dieser Samen nicht in einem langweiligen, statischen Maler des Biedermeier auf, sondern in einem akademischen Maler des 19. Jahrhundert, einem großen Bildkomponisten, Meister dynamischer Handlung, Bewegung im Bilde, gewagter Perspektiven und gekonnter Farbgebung.


Jozef von Brandt - Durchgehendes Gespann (um 1885)
Öl auf Leinwand (65 x 110,5 cm)

Jozef von Brandt - Der Beutezug am Fluss (1874)
Öl auf Leinwand (69 x 160 cm)

Erste Erfolge

Dies konnte die Welt erstmals in Ansätzen auf der Weltausstellung 1867 in Paris erkennen, als er sein großes Historienbild Großhetman Chodkiewicz von Litauen in der Schlacht von Chocim gegen die Türken ausstellte und gute Kritiken einheimste.

Jozef von Brandt - Schlacht bei Chocim (1867)
Öl auf Leinwand (190 x 337 cm)

So schrieb der bekannte Kritiker Friedrich Pecht:
viel coloristische Begabung als reiche Phantasie in der Composition
Mit diesem und vielen folgenden Gemälden sprach er den Stolz seiner Landsleute an, um aus der großen Vergangenheit Kraft für die Zukunft zu gewinnen.

Erfolgreich war er auch damit. 1869 in München und 1873 in Wien konnte er auf den großen Ausstellungen goldene Medaillen erringen.

Magische Anziehung

Er war nun anerkannt und besaß einen guten Ruf als Künstler und Mensch. So zog von Brandt ab den 70er Jahren unzählige polnische Maler magisch nach München. Es bildete sich eine polnische Kolonie, dessen bedeutendster Kopf von Brandt selber war.

Jozef von Brandt - Lustige Einquartierung (1873)
Öl auf Leinwand (66 x 156 cm)

1870 folgte ein weiteres Gemälde mit großer Nationaler Bedeutung, Stefan Czarniecki bei Kolding, welches von Brandt für das Warschauer Nationalmuseum schuf. Sein Erfolg wuchs und die Nachfrage seinen Gemälden stieg. Die Museen wollten seine Bilder, so auch 1878 die Berliner Nationalgalerie, welche das riesige, viereinhalb Meter breite Gemälde Befreiung der in Gefangenschaft Geratenen ankaufte.

Jozef von Brandt - Befreiung der in Gefangenschaft Geratenen (1878)
Öl auf Leinwand (179 x 445 cm)

Kosaken kommen

Eines seiner Hauptwerke und ein Gemälde, welches am Anfang seiner Liebe der Darstellung von Kosaken steht, war das Bild aus dem Jahre 1874, Ukrainische Kosaken ins Feld ziehend, begrüßen die Steppe mit ihrem Kriegsgesang.

Jozef von Brandt - Ukrainische Kosaken ins Feld ziehend begrüßen die Steppe mit ihrem Kriegsgesang (1874)
Öl auf Leinwand (116 x 251 cm)

Aufmerksamen Beobachtern war nicht entgangen, dass er erstmals mit dem Zusatz z Warszawy (aus Warschau) signierte, um Missverständnisse zu vermeiden und als polnischer Maler angesehen zu werden. Mit diesem Werk war er sehr zufrieden, da er es 1875 nach Wien, 1876 nach Berlin und 1878 zur Pariser Weltausstellung sandte.

Jozef von Brandt - Kosakenreitertrupp (um 1894)
Öl auf Leinwand (61 x 120 cm)

Zwischen München und Polen

Jozef von Brandt war ein stolzer Pole, aber auch seinem Gastland zu ewigem Dank verpflichtet. Vermittlung der malerischen Grundlagen, Anerkennung seiner Fähigkeiten und finanziellen und beruflichen Erfolg erlangte er in München.
So wurde ihm im Jahre 1877 die Ehrenmitgliedschaft der Akademien in München und Berlin und 1878 die Berufung als königlich, bayrischer Professor an der Kunstakademie in München angetragen. 1876 bekam er die kleine Goldene in Berlin und 1879 die große Goldene in München.
Aufgrund seiner Sommeraufenthalte in Oronsk behielt er den Kontakt zur Heimat, den er 1894 durch die Gründung der Gesellschaft zur Unterstützung polnischer Maler verstärkte. Sein Künstlerleben und Hauptatelier führte er aber weiterhin in München.

Jozef von Brandt - Überfall (um 1880)
Öl auf Leinwand (50,5 x 80,5 cm)

Sein Atelier war, wie er selber sagte, eines der sehenswerteren der Stadt. So berichtet ein Besucher:
Es ist geräumig, sehr malerisch, mit viel Geschmack und Phantasie eingerichtet. Zwei miteinander verbundene Arbeitsräume, ausgestattet mit Antiquitäten, Möbeln, Skulpturen, Andenken, Waffen, bildeten das eigentliche Atelier. Von dort gelangt man ins Kabinett, das wie ein Zelt gestaltet und mit Waffen, Pferdegerät, Rüstungen und ähnlichem geschmückt ist.
Jozef von Brandt - Schwierige Passage (um 1885)
Öl auf Leinwand (70 x 110 cm)

Gutes Niveau

Die ganz großen Erfolge blieben in den 80er Jahren aus, aber die Nachfrage nach seinen Bildern war ungebrochen.

Jozef von Brandt - Gespräch mit den jungen Wäscherinnen (1882)

Sogar den prestigevollen Ruf an die Krakauer Akademie als Nachfolger des großen polnischen Maler Jan Matejko's lehnte er ab, da er sich in seiner Wahlheimat so wohl fühlte.


Jan Matejko - King Jan Sobieski defeating the Turkish army in Vienna -Ausschnitt (1883)
Öl auf Leinwand (458 x 894 cm)

Letzte große Erfolge erzielte von Brandt Anfang der 90er Jahre mit großen Medaillen bei der Berliner Ausstellung 1891, welche durch Anton von Werner und dem Verein Berliner Künstler auf eigene Faust organisiert wurde, einer Auszeichnung auf der Weltausstellung in Chicago und der Verleihung verschiedener Orden (1873 den Franz-Joseph Orden, 1893 den Verdienstorden der bayrischen Krone und 1898 den Bayerischen Michaelsorden).

Jozef von Brandt - Jan Sobieskis Auszug aus Wilanow (1897)
Öl auf Leinwand (186 x 326 cm)

Viele seiner Gemälde wurden in den Jahren vor der Jahrhundertwende nach Nordamerika verkauft, weil sein Händler, die Galerie Wimmer, gute Verbindungen dorthin hatte. Auch in Frankreich hatte von Brandt ein Standbein, da er in Paris durch George Petit vertreten war.

Zeitgeist

Doch der Zeitgeist zog auch an von Brandt nicht vorüber. Dafür war er ein zu großer Könner und den aufstrebenden Dilettanten zu verdächtig. So gab es einen großen Aufschrei unter den Sezessionisten, als die Pinakothek zwei Gemälde Brandt's und Roubaud's erwarb. Wie konnte man nur diesen Schund aufkaufen. Gleiches war in Zeitungen zu lesen, welche die alten Meister verlachten und als veraltet ansahen.

Jozef von Brandt - Fahrt zur Jagd (um 1910)
Öl auf Leinwand (45,5 x 70,5 cm)

Als er am 12. Juni 1915 verstarb, vergoss kaum jemand mehr in München eine Träne. Expressionismus, Futurismus und Kubismus-Müll waren die modernen Schlagworte. Den polnischen Geschichtenerzähler wollte niemand mehr sehen. Ein Schicksal, das er es mit vielen großen Meistern dieser Zeit teilte.